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Ausland, in’s Kloster Stambs in Tirol und in’s Kloster Thennenbach im Breisgau. Bei dem Umschlag, welchen der für die Protestanten unglückliche Schmalkaldische Krieg von 1546 brachte, wurde von den in letzteres Kloster geflohenen Mönchen ihr allda Abt gewordener alter Bebenhauser Mitbruder, Sebastian Lutz gen. Hebenstreit (von Tübingen), am 17. Nov. 1547 zum Abt in Bebenhausen gewählt, worauf er mit Herzog Ulrich ein Übereinkommen traf. Am 6. Juli 1551 bestätigte K. Karl V. die Freiheitsbriefe seiner Vorgänger für das Kloster. Abt Sebastian verwaltete sein Amt, bis ihn Herzog Christoph 1560 zur Ruhe setzte (Binder 60).

In diesem Jahr bestellte letzterer in Eberh. Bidembach den ersten evangelischen Abt (seine Nachfolger bei Binder 61). Der Amtsverband der Klostergemeinde blieb, in den Bebenhäuser Gebäuden selbst wurde eine Klosterschule eingerichtet. In Zeiten des dreißigjährigen Krieges 1630–32 und 1634–48 waren wieder Mönche im Besitze des Klosters unter dem Abte Joachim. Durch den westphälischen Frieden von 1648 mußten sie wieder den Protestanten weichen; Abt wurde 1650 der vortreffliche Joh. Val. Andreä. Das hiesige Klosteramt, dessen Sitz in Lustnau war, bestund bis 1807, die Klosterschule gleichfalls bis 1807. Unter König Friedrich diente B. zum königlichen Jagdschloß; er feierte hier am 9. Nov. 1812 mit großem Glanze das von Matthison beschriebene Dianenfest. In der Organisation von 1810 wurde B. der bleibende Sitz des Oberforstamts Tübingen (jetzigen Forstamts Bebenhausen), es hatte aber schon seit 1807 nach Verlassung Waldenbuchs, des früheren Sitzes, der Oberforstmeister allhier gewohnt.




Der Ort Bebenhausen besteht aus wenigen, südlich und westlich vom Kloster in Obstbaumgärten zerstreut liegenden Häusern und ist, wie schon oben bemerkt, von den äußeren Ringmauern des Klosters umgeben. Seine Lage in dem stillen, rings von Wald umschlossenen Thalgrunde ist geschützt; doch ist es im Ganzen kälter als in dem nahen Neckarthal, und Frühlingsfröste schaden stärker. Seine Straßen sind noch von Klosterzeiten her gepflastert.

Die Gelasse für den Gemeinderath sind in einem Privathause gemiethet.

Die Schule, sowie die Wohnung des Schulmeisters ist, wie schon bemerkt, im Herrenhaus eingerichtet; die Kinder von Waldhausen besuchen auch die hiesige Schule.

Das Gemeindewasch- und Backhaus ist in Einem Gebäude vereinigt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_346.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)