Seite:OATuebingen 347.png

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Das hier befindliche Armenhaus wird nicht benützt und ist vermiethet.

Die Wasserleitungen, die in früheren Zeiten gutes Trinkwasser in Menge hereinführten, sind meist in Abgang gekommen. Der Ort hat 3 laufende und 4 Pumpbrunnen.

Die Markung ist reich an gutem Wasser; viele Quellen speisen namentlich den Goldersbach, der, den Arabach, den Seebach und andere kleinere in sich aufnehmend, über die Markung fließt und stets Wasser in Fülle hat. Eine Viertelstunde westlich vom Ort entspringt eine Schwefelquelle, deren Wasser früher in das Kloster geleitet worden sein soll; ihr Gehalt ist sehr schwach.

Die Dämme von 3 größeren Weihern, welche einst für das Kloster angelegt waren und welche z. B. die Gadner’sche Karte von 1593 noch alle angibt, sind im Seebachthale noch jetzt sichtbar. Ein kleinerer See lag innerhalb der Klostermauern bei der Mühle.

Die Staatsstraße von Dettenhausen nach Tübingen geht hier vorüber; ferner eine Vicinalstraße nach Entringen, eine zweite auf den Einsiedel. Über den Goldersbach führen 3 von der Gemeinde zu unterhaltende, kleine, steinerne Brücken.

Die Einwohner sind ein gesunder Menschenschlag, ein Mann zählt gegenwärtig 94 Jahre; eine gewisse Behaglichkeit hat sich bei ihnen aus der Klosterzeit her noch erhalten; ihre Tracht ist die städtische.

Die Einwohner waren ursprünglich alle Kloster-Offizianten und wurden erst im Jahr 1523 als Gemeinde konstituirt, wobei ihnen die Feldmarkung nebst den nöthigen Gebäuden käuflich überlassen wurde.

Ein berühmter Bebenhäuser ist Karl Friedrich (v.) Kielmeyer, geb. 22. Okt. 1765, Sohn des Jagdzeugmeisters, Zögling der Hohenkarlsschule in Stuttgart, genialer Naturforscher und ausgezeichneter Professor in den verschiedensten Zweigen derselben, 1790–1794 an genannter Universität in Stuttgart, 1796–1817 in Tübingen. Im Jahr 1817 kam er als Staatsrath und Direktor der wissenschaftlichen Sammlungen nach Stuttgart, wo er am 24. Sept. 1844 starb.

Haupterwerbsquellen der Einwohner sind Feldbau und Waldarbeiten; die Handwerker arbeiten nur für die örtlichen Bedürfnisse.

Eine Mühle mit 3 Mahl- und 1 Gerbgang, ferner eine Sägemühle, die zugleich einen Mahlgang hat, 3 Schildwirthschaften, worunter eine Brauerei, und 1 Kramladen bestehen.

Im Goldersbach werden viele Krebse gefangen.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger hat 40, der Mittelmann 5–6, der weniger bemittelte

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_347.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)