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Bauernhaus; es enthält zwei Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Das Rathhaus ist ebenfalls in einem, vor 6 Jahren erkauften, Bauernhause eingerichtet.

Ein Postamt besteht im Ort.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend vier laufende Brunnen, darunter der frische Störrenbrunnen und der Meiring, letzterer mit vorzüglich weichem Wasser, das von Kranken gerne getrunken wird, ferner zwei Pump- und ein Schöpfbrunnen; zu den laufenden sind Leitungen mit hölzernen Deucheln angelegt, wovon die eine 200′, die andere aber eine starke Viertelstunde lang ist. Auch außerhalb des Ortes finden sich Quellen auf dem Feld gegen die Weil im Schönbucher Markung; daselbst ist auch ein sog. Hungerbrunnen, der 1853 zum letztenmal ausblieb. Dann fließt durch die Markung und den Ort die schon genannte Schaich, die bei starkem Regen oder Schneegang austritt und Schaden verursacht; unterhalb des Ortes fließt von Süden her in sie der Hirschlandbach. Im unteren Schaichthale, etwa eine Stunde vom Dorfe, war einst ein See; die Fläche ist jetzt mit Forchen bewachsen und heißt noch im alten See.

Die jetzige und die frühere von Stuttgart nach Tübingen führende Staatsstraße, sowie die Vicinalstraße von Walddorf nach Weil im Schönbuch geht hier durch.

Vier kleine steinerne Brücken, wovon zwei der Staat zu unterhalten hat, und ein Steg führen über die Schaich.

Die Einwohner, ein im Ganzen gesunder Menschenschlag, (gegenwärtig leben drei Achtzigjährige im Ort), sind aufgeweckt, freundlich, fleißig und sparsam, und gehen gern zur Kirche; in Betreff ihres Ordnungs- und Reinlichkeitssinnes bleibt hingegen manches zu wünschen. Neben den Haupterwerbsquellen, Feldbau und Viehzucht, sichern sich die Einwohner ihr Auskommen durch Arbeiten in den Waldungen, so wie in den ausgedehnten Steinbrüchen (grobkörniger weißer Keupersandstein), aus denen die Bausteine nicht bloß nach Stuttgart und Tübingen, sondern auch nach München und Köln, die hier gewonnenen Mühlsteine namentlich in die Schweiz abgesetzt werden; daneben sind Liaskalksteinbrüche, die Straßenmaterial liefern, ferner Lehm-, Töpferthon- und Sandgruben vorhanden. Sämtliche Brüche und Gruben gehören dem Staate.

Unter den Gewerbetreibenden sind am meisten vertreten die Weber, Maurer und Steinhauer, die auch nach Außen arbeiten. Dann werden Stroh- und Korbgeflechte, Besen, sowie Salbandschuhe

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_361.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)