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Die durchaus zweimähdigen Wiesen, welche zeitweise bewässert werden können, ertragen ein sehr gutes Futter.

Die Obstzucht, welche sich vorherrschend mit Knaus- und Palmischbirnen und Zwetschgen beschäftigt, ist verhältnißmäßig ausgedehnt; das Obst geräth und erlaubt in günstigen Jahren einen namhaften Verkauf nach außen. Die Jungstämme werden selbst nachgezogen.

Die vorhandenen 80 Morgen Gemeindewaldungen ertragen jährlich 24 Klafter und 2100 St. Wellen; hievon erhält jeder Bürger 1/6 Klafter und 25 St. Wellen. Zuweilen kann noch Holz verkauft werden, was alsdann der Gemeindekasse 60–100 fl. einträgt.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und nur die Brach- und Stoppelweide wird an Ortsbürger um 150 fl. verpachtet, überdieß sichert die Pferchnutzung der Gemeinde eine jährliche Rente von 150 fl. Auf der Weide laufen den Herbst und Frühling über 200 St. Bastardschafe.

Die Rindviehzucht ist wegen Mangels an größerem Grundeigenthum unbedeutend.

Bienenzucht wird nur von einem Bürger, übrigens mit gutem Erfolg getrieben.

Stiftungen, deren Zinse theils zu Brod, theils in Geld an Ortsarme vertheilt werden, sind 355 fl. vorhanden.

Westlich vom Ort in den Bronngartäckern und im Heimengarten ist man schon auf Grundmauern, römische Ziegel, Gefässefragmente etc. gestoßen; auch hat man daselbst schon öfters thönerne Röhren von einer römischen Wasserleitung aufgedeckt.

Dörnach, welches in frühester Zeit unter die Hoheit der Grafen von Achalm-Urach gehört haben mochte, tritt erst spät in die Geschichte ein, im Besitz der Ministerialenfamilie Schilling von Canstatt, aus welcher Ursula, Wittwe Schillings, geb. Kayb, und ihre Söhne Hans, Konrad, Burkhard, Wilhelm und Jörg das Dorf mit Vogtei, Gericht, Leuten und Gütern um 1080 Pf. H. 1416 an den Grafen Eberhard den Milden verkauften. Von dem Grafen Jost Nikolaus von Zollern ertauschte 1473 der Graf Eberhard im Bart dessen hiesige Steuer.

Einen bedeutenden Besitz allda und in Pliezhausen hatte das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen, welches um das Jahr 1092 auch hier, wie sonst in der Gegend, festen Fuß gefaßt haben mag (s. Degerschlacht); es verkaufte solchen in beiden Dörfern 1528 an die Spitäler Urach und Nürtingen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_366.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)