Seite:OATuebingen 379.png

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An hiesiger Schule, die gegenwärtig 349 Schüler zählt, unterrichten 5 Lehrer, darunter ein Mittelschulmeister, der auch im Französischen zu unterrichten hat; dann besteht eine obligatorische Winterbauschule, in der über landwirthschaftliche und hauptsächlich über handelswissenschaftliche Fächer gelehrt wird.

Ein Armenhaus und fünf öffentliche Waschhäuser bestehen; früher befanden sich auch zwei Keltern hier, die aber seit 10 Jahren abgegangen sind.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich 16 laufende Brunnen, worunter der 12röhrige Marktbrunnen der bedeutendste; außerdem ist die Markung, namentlich gegen die Alb hin, sehr quellenreich. Das Wasser ist klar, frisch und ohne Beigeschmack, jedoch ziemlich kalkhaltig und setzt, wenn es einige Zeit im Glase steht, eine Kruste ab. An der Südseite des Orts fließt eine Quelle, der Badbrunnen genannt, dessen Wasser eine etwas höhere Temperatur hat als die übrigen Quellen. Früher bestand hier ein Badhaus, auf dem noch in diesem Jahrhundert ein Badhellerzins ruhte. Die Wiesaz, deren starke Quelle nahe der Grenze, schon auf Genkinger Markung entspringt, schwillt zuweilen, doch ohne Schaden zu thun, mächtig an.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Pfullingen, Reutlingen, Tübingen, Öschingen und Genkingen.

Über die Wiesaz führen drei steinerne, von der Gemeinde zu unterhaltende Brücken.

Die Einwohner sind durchschnittlich artig, gefällig, fleißig, betriebsam, kirchlich gesinnt, auch körperlich wohl gebildet, gesund und kräftig; derzeit zählen 10 Ortsangehörige über 80 Jahre; auffallend zahlreich sterben kleine Kinder, ohne Zweifel in Folge hartnäckig festgehaltener unzweckmäßiger Ernährung.

In Gönningen wohnt ein prakticirender Arzt, auch befindet sich daselbst eine Apotheke und eine Postexpedition.

Neben Feldbau und Obstzucht finden hier viele Leute ihr Auskommen durch Handel mit Hopfen, grünem und gedörrtem Obst, besonders aber mit Blumenzwiebeln und Gartensämereien, den sie, man darf wohl sagen, über die ganze Welt ausdehnen. Schon vor etwa 200 Jahren fieng der Handel mit gedörrtem Obst an, später beschäftigte er sich mit Sämereien, Blumenzwiebeln etc. und steigerte sich allmählig bis zu seiner gegenwärtigen Ausdehnung (s. oben).

Ferner bieten die auf der Markung liegenden sehr großen und ausgezeichneten Tuffsteinbrüche, sowie einige Lehm- und Kiesgruben viele Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst. Unter den Gewerbetreibenden,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_379.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)