Seite:OATuebingen 385.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Häßlach,

Gemeinde III. Klasse mit 456 Einwohnern, worunter 2 Kath. – Dorf, Filial von Walddorf; die Kath. sind nach Neuhausen auf den Fildern eingepfarrt. 33/4 Stunden nordöstlich von Tübingen gelegen.

Das freundliche Dörfchen liegt auf der Hochfläche zwischen dem Neckar und dem Schaichthale, da wo sich diese Fläche sanft gegen Südosten (gegen das Neckarthal hin) neigt. Vom Orte aus hat man einen herrlichen Blick an die ganze Kette der Alb; besonders großartig tritt die gerade gegenüberliegende Achalm heran. Der Ort besteht aus einer breiten wohlgekandelten Straße, an der sich die hübschen, oft von Reben umrankten Häuser mit ihren Blumengärtchen ziemlich gedrängt und regelmäßig lagern. Rings um das Dorf her sind schöne Obstbaumwiesen. Die kleine, dem Einsturz drohende Kirche, eigentlich nur eine Kapelle, steht im Westen des Dorfes, ist halbachteckig geschlossen und noch mit einigen spätgothisch gefüllten Fenstern geschmückt. Das Innere hat alte hölzerne Emporen und eine flache Decke. Auf dem Westgiebel sitzt ein hölzerner Dachreiter, auf dem 2 Glocken, von 1801 und von 1699, hängen. Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde.

Der 1816 angelegte Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts.

Schule, Schulmeisterwohnung und die Gelasse für den Gemeinderath sind in einem stattlichen dreistockigen Gebäude vereinigt.

Eine Industrieschule besteht.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein laufender, fünf Pump- und vier Ziehbrunnen. Eigentliche Quellen sind keine auf der Markung, dagegen zieht nicht tief unter der Oberfläche eine wasserhaltige Schichte hindurch, welche die Anlegung von Pumpbrunnen allenthalben ermöglicht.

Eine Wette ist im Dorf angelegt, früher lag südöstlich vom Orte ein See, der jetzt in Wiesengrund umgewandelt ist.

Vicinalstraßen führen von hier nach Walddorf, Schlaitdorf und Altenrieth; auf der Markung befindet sich eine Brücke und ein Steg, welche die Gemeinde zu unterhalten hat.

Bei den nicht besonders kräftigen Einwohnern zeigen sich zuweilen Spuren von Kretinismus; sie sind fleißig, sparsam, geordnet und haben viel religiösen Sinn; die ländliche Volkstracht besteht noch bei ihnen. Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; überdieß bietet ein grobkörniger Keupersandsteinbruch, der gesuchte Mühl- und Bausteine liefert, viele Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst. Unter

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_385.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)