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liegt gar still, ganz von der Welt abgeschieden und gewährt nur gegen Norden einen Blick in das nahe schluchtenreiche Waldgebirge des Schönbuchs; geht man aber vom Dorf einige hundert Schritte südlich an den Rand des Wiesenthales, so erblickt man die schon nahe gerückte herrliche Kette der Alb. Die kleine weißgetünchte Kirche steht etwas erhöht mitten im Dorf und ist an der Südseite ganz mit Reben überwachsen; sie hat eine rechteckige Grundform, einige spärlich gefüllte Spitzbogenfenster aus spätester gothischer Zeit und auf dem Westgiebel einen hölzernen, mit hohem vierseitigem Zeltdache bekrönten Dachreiter. Das Innere zeigt eine flache mit Blumen bemalte Decke; an der Ostwand hängt ein altes Krucifix und darüber ist in den Stein gehauen i e s v s; verschiedene Epitaphien sind an Wänden und Emporen angebracht. Die Orgel steht im Westen, der schöne große Taufstein ist achteckig, hohl und in gothischem Geschmack gehalten. Von den zwei Glocken ist die größere 1838 von Kurtz und Sohn in Reutlingen gegossen, die andere hat die Umschrift: i. h. s. MCCCCC und XI jahr gos mich hans eger von ritlingen.

Die Baulast der Kirche hat zu 3/4 die Gemeinde, zu 1/4 die Stiftungspflege.

Der 1833 angelegte Begräbnißplatz liegt außerhalb östlich des Ortes.

Das Pfarrhaus, das 1720 erbaut sein soll, ist in gutem Zustande.

Das 1827 erbaute Schulhaus enthält zwei Schulzimmer; der Schulmeister hat eine besondere Wohnung.

Das ehemalige Schloß, ein schlichtes Steinhaus, befindet sich jetzt in Privathänden.

Ein Armenhaus ist vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend zwei laufende und zwei Pumpbrunnen, wovon einer der letzteren 100′ tief ist.

Die Markung ist reich an Quellen und zwei nie versiegende Bäche, der Weilerbach und der Rosenbach, durchfließen sie. Überdieß besteht eine Wette im Ort. Im sog. Rosenfeld sind zwei periodisch fließende Brunnen.

Eine Vicinalstraße führt nach Tübingen; fünf steinerne Brücken und ein hölzerner Steg, welche die Gemeinde zu unterhalten haben, bestehen.

Die Einwohner sind im allgemeinen gesund und erreichen nicht selten ein hohes Alter; gegenwärtig befinden sich 4 über 80 Jahre alte Personen im Ort. Spuren von Kretinismus, die früher vorkamen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_388.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)