Seite:OATuebingen 409.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

über das Echazthal hinweg an die nahe und großartig aufsteigende Kette der Alb; außerhalb des Ortes, auf der sog. Degerschlachter Höhe, ist die Aussicht noch prächtiger.

Die Kirche, ganz am Südende auf dem alten ummauerten Friedhofe stehend, ist ein schlichtes spätgothisches Bauwerk, einschiffig ohne Strebepfeiler, mit halbachteckig geschlossenem Chore und Maßwerkfenstern; auf dem schlanken Westgiebel sitzt ein schönes Steinkreuz. Der Thurm steht nördlich am Chore, hat zwei alte mit Schießscharten versehene Stockwerke und ein neues hölzernes, das von spitzem Zeltdache bekrönt wird; an der Nordwestecke seines ersten Gurtgesimses sitzt ein großer Fratzenkopf. Das flachgedeckte Innere enthält einen hübschen spätgothischen Taufstein, der die Jahreszahl 1524 trägt; an dem Altare steht ein Krucifix aus derselben Zeit. Von dem frühern Taufstein liegt der achteckige Fuß vor dem Pfarrhause, die Schale im Pfarrgarten. An den Wänden des Chores sind verschiedene hübsche Epitaphien im Renaissancestil, das bemerkenswertheste von der Familie Im Hoff, angebracht, und am spitzbogigen Triumphbogen hängt eine Tafel von 1666 mit dem württembergischen Wappen und einer Inschrift in Versen, wonach die Kirche von Herzog Friedrich 1594 reformirt wurde. Nach einem Eintrag im Todtenbuch von 1633 fand man in der Nähe des Altars 2 rohgearbeitete steinerne Särge, deren Alter damals über 200 Jahre geschätzt wurde. Unter der dicken Tünche des Chors sind noch Spuren von Bemalung. Von den 3 Glocken hat die größte die Umschrift in gothischen Minuskeln: me resonante pia populi memento maria und gos mich joseger im 85. jar; auf der mittleren noch älteren steht in lateinischen Majuskeln: S. iohannes. lucas. marcus. madeus und dreimal ein kleines Relief, der Gekreuzigte mit Maria und Johannes; die dritte Glocke ward gegossen zu Reutlingen von Kurtz 1845.

Südlich am Chore steht die alte tonnengewölbte Sakristei, welche 2 spätgothische, aus Messing getriebene Taufbecken enthält; auf einem ist Mariä Verkündigung, neben ihr das Einhorn, dargestellt. Das Pförtchen, das in den Chor herausführt, hat eine mit schönem gothischem Eisenwerk beschlagene Thüre. Die Baulast der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der neue Begräbnißplatz wurde 1859 neben dem alten angelegt.

Das vom Staat zu unterhaltende hübsche Pfarrhaus hat eine treffliche freie Lage westlich von der Kirche und erlaubt eine schöne Aussicht.

Das Schulhaus enthält 3 Lehrzimmer und die Wohnung des

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_409.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)