Seite:OATuebingen 416.png

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insbesondere das Vogteirecht über das hiesige Dachhausers Gut, erhielt Württemberg von Österreich beziehungsweise von dem Innsbrucker Lehenshof verliehen (Breyer Elem. ed 2a S. 108) bis zum Übergang der Oberhoheit an Württemberg im Jahr 1806.

Nebenbei hatte ein hiesiges Gut die 1596 unter die Reichsritterschaft in Schwaben aufgenommene Familie Imhof, von der sich ein im Jahr 1707 mit Johann Ernst ausgestorbener Zweig „von K.“ schrieb (Stetten Gesch. der adel. Geschlechter in Augsburg 174).

Die hiesige Kirche wurde den 7. Dez. 1479 dem St. Georgenstift in Tübingen einverleibt.

Die Reformation, welche allerdings schon 1532 in dem damaligen Prediger Hans Schradin einen warmen Vertreter gehabt hatte, wurde erst 1594, als der Ort an Württemberg gekommen war, allgemein eingeführt.

Zu der Gemeinde gehört

Einsiedel, K. Hofdomäne, Sitz eines Revierförsters, liegt 3/4 Stunden nördlich vom Mutterort auf einer einsamen Hochfläche inmitten fruchtbarer, rings von Wald umgebenen Feldungen. Gegen Süden erblickt man über den Wald hinweg die nahe großartige Kette der Alb in ihrer ganzen Ausdehnung.

Der Hof Einsiedel besteht aus mehreren, theils neueren, theils älteren sehr ansehnlichen Gebäuden; die neueren, zu denen die Meiereigebäude und die Wohnung des Pächters gehören, umlagern am südwestlichen Ende des Gebäudekomplexes einen ausgedehnten Hofraum. Von hier gelangt man in nördlicher Richtung zu den großartigen Stallungen, unter denen sich ein Gebäude mit zwei Nebenflügeln besonders auszeichnet; es schließt mittelst einer die zwei Flügel verbindenden Mauer einen großen viereckigen Hofraum ein und an den Rücken des Mittelbaues lehnt sich ein zweiter, noch etwas größerer Hof an, der theilweise mit Gebäuden umgeben ist. Nahe (nordöstlich) des großen Stallgebäudes steht das alte, von Graf Eberhard im Bart um 1482 ursprünglich erbaute, ehemalige Jagdschlößchen, welches nach dem unten zu nennenden Stifte späterhin seinen Namen Einsiedel erhielt; dasselbe erscheint noch ziemlich wohl erhalten als ein längliches, zweistockiges, von zierlichen Sprossenfenstern belebtes Steinhaus, das samt einigen Nebengebäuden noch jetzt von Graben und Zwinger umgeben ist. Ein tonnengewölbter Thorweg führt an seiner südwestlichen Ecke in den ehemaligen Schloßhof, der jetzt in einen freundlichen Garten umgewandelt ist und worin an der Stelle des der Sage nach von Graf Eberhard aus Palästina mitgebrachten und hier gepflanzten Weißdorns

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_416.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)