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einfache, ziemlich niedere und mit vierseitiger Haube bekrönte Thurm wächst aus dem Westgiebel der Kirche heraus. Von den beiden Glocken ist die große 1860 von Kurtz in Reutlingen, die kleine 1828 von Franz Kurtz in Reutlingen gegossen.

Die Baulast ruht auf der Gemeinde.

Der ummauerte Begräbnißplatz befindet sich an der Südostecke des Dorfes; bis 1784 wurden die Todten nach Mähringen beerdigt.

Das 1820 erbaute, freundlich gelegene Pfarrhaus, zu dem eine Scheune und ein Garten gehört, ist von der Gemeinde zu unterhalten.

Schule und Rathhaus sind in einem stattlichen, 1825 errichteten Gebäude vereinigt, das neben den Gelassen für den Gemeinderath zwei große helle Schulzimmer und die Wohnungen für zwei Schulmeister und einen Lehrgehilfen enthält.

Die Synagoge wurde im Jahre 1835 in einfachem Rundbogenstil aus Holz errichtet; an sie ist die Wohnung des Kirchendieners angebaut. Der israelitische Begräbnißplatz liegt am Saume des Waldes nordwestlich vom Ort. Die israelitischen Kinder besuchen die Ortsschule und erhalten nur den Religionsunterricht von dem israelitischen Lehrer und Vorsänger.

Ein Gemeindebackhaus, erbaut 1866, und ein Armenhaus besteht.

Trotz der drei in den letzten Jahren angelegten und zwei älterer Gemeindebrunnen und vieler Privatbrunnen entsteht leicht Wassermangel im Ort und das Wasser wird dann zumeist von einem alten massiven, 1/4 Stunde unterhalb des Orts gelegenen Feldbrunnen, dem sog. Hohlbrunnen, herbeigeschafft. Im Orte befinden sich zwei laufende und 20 Pumpbrunnen, ferner hat fast jedes Haus einen Ziehbrunnen. Das Wasser ist gesund, doch nicht sehr schmackhaft und erfrischend; auch die Markung hat sehr wenig Quellen, die bedeutendste ist der schon genannte Hohlbrunnen; dann fließt der nie vertrocknende Lumpenbach hindurch.

Eine größere und eine kleinere Wette ist im Ort angelegt.

Die Staatsstraße von Tübingen nach Reutlingen durchschneidet den nördlichen Theil der Markung; eine Vicinalstraße geht von der Staatsstraße ab und durch Wankheim nach Mähringen.

Die Einwohner sind ein großer, schöner, gesunder Menschenschlag; gegenwärtig zählen zwei Ortsangehörige über 80 Jahre; ihr Charakter ist ernst und kräftig, sie sind häuslich, sparsam und sehr betriebsam, abgeschlossen, bedächtig, schweigsam und klug; die Sonntage werden still und geordnet begangen. Glücklicher Weise wird die schöne kleidsame Volkstracht noch beibehalten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_480.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)