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den benachbarten württembergischen Orten eingeführt; von 1535 beginnt die Reihe der evangelischen Pfarrer. Die Patronats- und Nominationsrechte stehen den Herrn von St. André, welche Theil am Zehnten hatten, zu, die Konfirmation der Krone Württemberg.

Allhier ist geboren den 3. Nov. 1782 Christian Friedr. Klaiber, Sohn des Pfarrers, ein vielfältiger, ausgezeichneter Professor des Gymnasiums in Stuttgart, 1829 Oberkonsistorial- und Oberstudienrath, 1844 mit dem Titel und Rang eines Prälaten, † 8. Nov. 1850.


Weilheim,

Gemeinde III. Kl. mit 473 Einw. a. Weilheim, Pfarrdorf, 416 Einw., b. Neues Wirthshaus, 14 Einw., c. Eck, Hof, 19 Einw., d. Cresbach, Hof 24 Einw. – Ev. Pfarrei. 1 St. südwest. von Tübingen gelegen.

Der nicht große freundliche Ort hat eine schöne Lage am sanft auslaufenden Fuß der rechten Gehänge des weiten Neckarthales und bildet nur eine leicht ansteigende, gut unterhaltene Straße, an der sich die zum Theil stattlichen Bauernwohnungen ziemlich gedrängt, nur durch die Hofräume getrennt, lagern. Hinter den Wohnhäusern stehen die Ökonomiegebäude, an die sich alsdann Baumgärten anschließen.

Die im nördlichen Theil des Dorfs stehende Pfarrkirche, deren Unterhaltung der Gemeinde und der Stiftungspflege je zur Hälfte zusteht, ist spätgothisch mit halbachteckig geschlossenem, von Strebepfeilern gestütztem Chore. Die Fenster der Kirche sind durchaus spitzbogig und mit spätgothischem Maßwerk gefüllt. Der im Westen stehende monströse, nicht hohe Thurm hat nur Schießscharten und trägt ein Satteldach. An einem Strebepfeiler des Chors steht 1499 und über dem südlichen spitzbogigen Eingang in das Langhaus 1514. Das Innere des Schiffs hat eine flach getäfelte Holzdecke, deren rechteckige Felder von diagonalen Stäben gegliedert werden; in den Schnittpunkten der Stäbe sitzen Rosetten und die Wappen von Württemberg, der Stadt und des Spitals Tübingen. In der Mitte der ursprünglich bemalten Decke erhielt sich ein Gemälde, Christus, Weltrichter, auf dem Regenbogen thronend und dabei die Jahrszahl 1530. Sonst wurde leider diese alte Decke, die mit der ehemaligen der Tübinger Stiftskirche Ähnlichkeit hatte, gleich wie das Äußere der Kirche, weiß übertüncht. Ein spitzer Triumphbogen führt in den schönen netzgewölbten Chor, aus dessen theilweise noch bemalten Schlußsteinen Maria mit dem Kinde, die h. Katharina, der h. Joseph etc. dargestellt sind. Am östlichen Schluß des Chorgewölbes sind zwei Wappenschilde mit Steinmetzzeichen und darüber die Jahrzahl 1499, ohne Zweifel das Erbauungsjahr der Kirche, angebracht.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_484.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)