Seite:OAVaihingen0044.jpg

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über bezogen. Die erste Anpflanzung geschieht gewöhnlich mit Blindreben oder Schnittlingen, nachdem die ausgehauenen alten Weinberge einige Jahre mit Klee eingebaut und dann gereutet wurden. Vorherrschende Rebsorten sind der Trollinger, der rothe und weiße Elbling, der Silvaner, der Gutedel, seltener der Veltliner, der Affenthaler und Ruländer. Der Klevnerbau wird immer allgemeiner, und in neuerer Zeit werden in einzelnen Orten auch Traminer gezogen.

Das Erzeugniß (vorherrschend roth, seltener ein sog. Schiller) ist im Allgemeinen gut und größtentheils lagerhaft. Die besten Weine des Bezirks, die man zum Theil zu den sog. Ausstichen des Landes zählt, werden auf den Markungen Roßwaag, Mühlhausen, Hohen-Haslach, Enzweihingen, Untermberg, Vaihingen und Rieth erzeugt.

Die Preise der Weine sind sehr verschieden und haben sich z. B. im Jahr 1846 von 30–66 fl. bewegt; die niedrigsten Preise hat gewöhnlich Sersheim.

Das Weinerzeugniß betrug in den Jahren 1843 26775/16 Eimer, im Durchschnittspreis von 25 fl. 40 kr.; im Jahr 1846 316614/16 Eimer, durchschnittlich à 54 fl. 12 kr.; im Jahr 1850 9424/16 Eimer, im durchschnittlichen Preis zu 53 fl. 49 kr. Als Nebennutzungen werden in den Weinbergen junge Obstbäume, seltener Welschkorn und Bohnen gezogen.

e) Der Obstbau ist im Allgemeinen ziemlich bedeutend und im Zunehmen begriffen; außer den vielen, theils um die Ortschaften, theils auf den Markungen zerstreut liegenden Baumgütern, sind auch die Straßen mit Obstbäumen besetzt; die meisten Orte haben eine oder mehrere, theils Privaten, theils den Gemeinden gehörige Baumschulen. Man pflanzt hauptsächlich Mostsorten, und zwar in den Thälern etwas spät blühende, weil hier auf das Frühobst kalte Nebel und Frühlingsfröste nachtheilig einwirken würden. Die vorherrschenden Obstsorten sind: Luiken-, Fleiner-, Schreineräpfel, Breitling, Knollenäpfel, Schafnasen, Knaus-, Palmisch-, Wöhrlesbirnen, letztere sehr häufig, Brat-, Kron-, Sauer-, Wadel- und Wolfsbirnen; die Hübschelensbirnen werden besonders in Ensingen gezogen. An feinerem Obst (Tafelobst), das an mehreren Orten sorgfältig gepflegt wird, kommen hauptsächlich vor: Reinetten, Lederäpfel, Rosenäpfel, Borsdorfer, Calvil, Muskatellerbirnen etc. Von Steinobst werden hauptsächlich die Zwetschgen in großer Menge gezogen, dagegen sind Kirschen selten und mit Ausnahme von Klein-Sachsenheim, erst neuerer Zeit in Vaihingen und Enzweihingen, wo die Gemeinden auf Allmanden Kirschenbäume pflanzen ließen, in Aufnahme. Das Obst bildet eine beträchtliche Erwerbsquelle der Bezirkseinwohner, indem die Mehrzahl der Orte

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 044. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0044.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)