Seite:OAVaihingen0097.jpg

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gewerbsame Stadt in Folge des Eisenbahnbaues einen großen Theil ihres Verkehrs und Verdienstes verloren hat.

Die Langholz- und Scheiterholz-Flößerei auf der Enz bringt der Stadt insoferne Vortheil, als die Flößer häufig in der Stadt übernachten und die Einwohner Gelegenheit haben, ihren Bedarf an Holz auf eine leichte Weise zu beziehen. Auch die schon erwähnte Sägmühle erhält auf diese Weise ihr Sägholz, welches hier verarbeitet und als Schnittwaare (neuerlich meist auf der Eisenbahn) nach Heilbronn befördert und von da weiter bis Holland geführt wird.

Die im Verhältniß zu der Einwohnerzahl nicht besonders große Markung ist, etwa 100 Morgen Weide abgerechnet, durchgängig für den Feldbau benützt. Sie ist, mit Ausnahme der steilen Gehänge, gegen das Enz- und Schmie-Thal ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, etwas leichten Diluviallehmboden; in der Thalebene erscheint ein mit Geröllen und Lehm gemengter, magerer Sandboden, der übrigens, weil ihm größtentheils Wässerung und reichliche Düngung zukommt, vieles und gutes Futter erzeugt. An den aus Muschelkalk bestehenden Gehängen tritt ein kalkhaltiger, oder, wo die Lettenkohlengruppe noch bis an dieselben vorgreift, ein mergeliger Thonboden auf; dagegen sind die steilsten Partien der Gehänge zum Theil so humusarm, und der Felsen liegt der Oberfläche so nahe, daß eine Kultur beinahe unmöglich ist, daher dergleichen Stellen nur als Weide benützt werden. Auf der Markung befinden sich mehrere Muschelkalksteinbrüche, die gutes Straßenmaterial liefern; auch sind zwei Lehmgruben, eine der Gemeinde, die andere dem Ziegler gehörig, vorhanden. Ein auf Illinger Markung liegender Kalksteinbruch (Eigenthum eines Bürgers von Vaihingen) liefert eine Art grauschwarzen feiner Politur fähigen Marmor, mit dem auch zwei Säle in dem neuen Schloß zu Stuttgart geziert sind. Ferner besitzen einige Bürger auf der Markung Klein-Glattbach mehrere Lettenkohlensandsteinbrüche, aus denen nicht nur vortreffliche Werksteine, sondern auch Schleifsteine gewonnen werden.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften sehr umsichtig betrieben und dem Boden durch kräftige Düngung nachgeholfen; außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln kommt der Gyps bei dem Futterkräuterbau, der Compost aber bei dem Wiesen- und Gartenbau häufig in Anwendung. Der Ackerbau gewährt hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste, weniger Weizen und Einkorn; Roggen kommt nur um des Bindstrohs willen zum Anbau. Überdieß zieht man Welschkorn, Wicken, Erbsen und Linsen. In der zu 7/8 angeblümten Brache werden vorherrschend

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)