Seite:OAVaihingen0106.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und von 1572–73 war ein zweiter Diaconus hier angestellt; dagegen stund von 1694–98 die Stadtpfarrei stille.

Der bereits erwähnte Spital wurde mit Erlaubniß P. Gregors XII. vom Jahr 1414 gestiftet, nebst einer Pfründe für einen Priester, wegen deren Verleihung ein Streit entstund, da der Deutschmeister Eberhard von Sinsheim als Kirchenpatron sie allein ansprach; doch verglich sich Letzterer mit den Grafen von Württemberg, daß sie abwechselnd ihm und ihnen zustehen solle. Im 15. Jahrhundert wird zweier Caplaneien in dem Spital, einer zu Aller Heiligen und einer zur heil. Jungfrau Maria gedacht (Würdtwein a. a. O.). Der Pabst erlaubte zum Bau und zur Unterhaltung des Spitals solche Güter einzuziehen und zu verwenden, deren Besitzer ungewiß, oder welche unrechtmäßiger Weise erworben worden seien, und den rechtmäßigen Besitzern und deren Erben nicht mehr wohl zugestellt werden könnten. (Cleß 2b, 660).

Begütert allhier waren mehrere Klöster, vor allen Herrenalb; solches hatte seinen bereits erwähnten Pfleghof (jetziges Cameralamt) mit Fruchtkästen und Keller. Erwerbungen machte dieses Kloster zu verschiedenen Zeiten, in den Jahren 1309, 1392 (Steinhofer 2, 500), 1417; im erstgenannten Jahre erkaufte es von dem Grafen Konrad von Vaihingen einen Theil des Fruchtzehnten (Mone Zeitschrift 5, 358). Im Jahr 1463 freiten Schultheiß, Richter und Gemeinde für 80 Pf. die Häuser und Höfe des Klosters von Steuer, Schatzung, Frohnen, Wachen und Dienst. Einzelne Besitzungen hatten auch die Klöster Maulbronn (1342. 1412. Klunzinger Gesch. von Maulbronn Beil. 31. 47), Bebenhausen (einen Hof 1302), Rechentshofen (Mone Zeitschr. 5, 196), das Nonnenkloster in Pforzheim (Mone 1, 356. 2, 237; 1565 von Herzog Christoph von Württemberg der Markgrafschaft abgetauscht. Sattler Herz. 4, 216), ferner der Eßlinger Spital.

Eine Sebastiansbrüderschaft kommt vor seit dem Schlusse des 15. Jahrhunderts; in solche traten im Jahr 1519 fränkische und rheinische Edelleute, auch die Bundeshauptleute Bischof Georg von Bamberg und Markgraf Casimir von Brandenburg.

Was das hiesige alte Recht betrifft, so holte die Stadt ihr Recht in Tübingen (Schmid Pfalzgr. von Tüb. Urk. 246), wie andererseits wieder andere Orte in Vaihingen ihr Recht suchten, z. B. Murr (OA. Marbach) bis z. J. 1456 (Sattler Gr. 4. Beil. Nr. 49).

Bei ihrer Lage an einer Hauptstraße des Reichs sah die Stadt oftmals Kaiser und Könige in ihren Mauern; so den K. Karl V. den 15. Febr. 1532, nach Mitte Juli 1543 mit 12.000 Mann, wo Karl in Namen Herzog Ulrichs allhier bewirthet und sodann

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0106.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)