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eine Frühmesserei und eine Caplanei zur heil. Dreifaltigkeit. Von Hirschau kam das Patronat an die Herrschaft Württemberg, wie solches auch heutzutage der Krone zusteht.

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49 und erhielten in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien für Zehnten: die Finanzverwaltung 34.783 fl. 5 kr., die Pfarrei 21.200 fl.; für andere Gefälle: die Gutsherrschaft 268 fl. 55 kr., und die Gemeinde Nußdorf 132 fl. 32 kr.


Ober-Riexingen,
Gemeinde II. Kl. mit 1102 Einw., wor. 1 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Hohen-Asberg eingepfarrt.

Das Städtchen Ober-Riexingen liegt 26° 41’ 29,55″ östlicher Länge und 48° 55’ 33,78″ nördlicher Breite, ziemlich uneben an einem südlichen, leicht geneigten Abhange gegen die Enz, welche ganz nahe an der südlichen und südöstlichen Seite des Orts vorüberfließt, und beim Austreten nicht selten den unteren Theilen derselben Gefahr droht, jedoch an den Thalgütern weniger Schaden verursacht. Der enge zusammengebaute Ort, welcher noch das Gepräge eines im Mittelalter wohlbefestigten Orts trägt, ist rings um mit einer Mauer und auf drei Seiten mit einem tiefen Graben umgeben, dessen Stelle an der vierten Seite die Enz vertritt. Von zwei Thoren hat sich das obere noch erhalten, das untere wurde im Jahr 1818 abgebrochen. Die meist alten, ziemlich unansehnlichen Gebäude, lagern sich an den schmalen, etwas unregelmäßig angelegten Ortsstraßen, die übrigens reinlich gehalten und durchgängig gekandelt sind. Die der Länge nach von dem oberen bis zu dem unteren Thore führende Hauptstraße wurde im Jahr 1842 verbessert, und durch den Abbruch eines Gebäudes in der Nähe der Kirche und Zurücksetzung der Kirchhofmauer erweitert, was der Gemeinde einen Aufwand von 4000 fl. verursachte.

Die erhöht gelegene Pfarrkirche, zu der nun eine neue steinerne, an der einen Seite mit Kugelakazien besetzte Treppe führt, besteht aus einem neueren, im einfachen Styl erbauten Langhaus, während der schöne massive Thurm, welcher in seinen unteren Theilen viereckig, gegen oben achteckig und mit einem Bohlendach gedeckt ist, noch aus der germanischen Periode stammt. Das untere Stockwerk vertritt die Stelle des Chors, der dreiseitige, mit Strebepfeilern versehene Chorschluß aber ragt über den Leib des Thurms hinaus; an einem der Strebepfeiler steht anno dom. 1439, ohne

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)