Seite:OAVaihingen0228.jpg

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11/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt, der mittelgroße, etwas unebene Ort, dessen ziemlich unregelmäßig angelegten, steinbeschlagenen Straßen durchgängig gekandelt und reinlich gehalten sind. Die ländlichen Wohnungen sind, einzelne ausgenommen, nicht besonders groß, übrigens gut aussehend und meist mit steinernen Unterstöcken versehen. Nördlich, ganz nahe am Ort fließt die Metter vorüber, welche nicht selten austritt und den Wiesen, wie auch den in dem Thal gelegenen Häusern gefährlich wird; sie nimmt unterhalb des Dorfs den durch den südlichen Ortstheil fließenden Aischbach auf, der kurz vor seiner Einmündung durch den von dem sog. Hezweg herkommenden Schöllbrunnen einen Zufluß erhält. Im Ort selbst ist Überfluß an gutem Trinkwasser, das zwei laufende und drei Pumpbrunnen spenden; überall, wo man angreift, zeigt sich bald Wasser, das in nassen Jahrgängen in die meisten Keller dringt. Auch außerhalb des Orts, wie im Aischbach- und im Metter-Thal befinden sich viele Quellen; am Fuß des Donnerbergs entspringt der in Stein gefaßte Ölbrunnen, welcher das ganze Jahr hindurch so reichlich fließt, daß er einen Mühlgang zu treiben im Stande wäre. Im Schöllbrunnen-Thälchen liegt ein 3/4 Morgen großer Weiher, und nordwestlich vom Ort befindet sich ein Hungerbrunnen, der öfters zwei bis drei Jahre ausbleibt. Überdieß sind noch zwei kleine Seen 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort vorhanden.

In Folge dieses Wasserreichthums ist die Luft etwas feucht, übrigens nicht ungesund, dagegen schaden kalte Nebel und Frühlingsfröste nicht selten den feineren Gewächsen. Hagelschlag kommt ziemlich häufig vor und hat sich namentlich in den Jahren 1830, 1838, 1841 und 1847 eingestellt; die Ursache mag die eine Wetterscheide bildende Eselsburg sein, an der sich die Gewitter stoßen und dann nicht selten ihre Richtung gegen die Markung nehmen.

Im nördlichen Theile des Orts steht die im Jahr 1753 einfach und schmucklos erbaute Pfarrkirche, an deren Eingang zwei sehr alte, noch von der früheren Kirche herrührende Bilder, eine Sonne und den von zwei Engeln auf dem Teller gehaltenen Johanneskopf vorstellend, eingemauert sind. Der viereckige, monströse, mit einem Zeltdach gedeckte Thurm, ist sehr alt, wurde aber in seinem untersten Stockwerke, das die Stelle des Chors vertritt, verändert und modernisirt; auf demselben hängen zwei Glocken, von denen die größere 1817 umgegossen, die kleinere aber 1514 von Bernhard Lachmann in Eßlingen gegossen wurde. Das düstere Innere der Kirche enthält einige Grabdenkmale aus dem 17. Jahrhundert, und ein altes, gut aus Holz geschnittenes Bild des Gekreuzigten, das

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0228.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)