Seite:OAVaihingen0247.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

jedesmal den vierten Pfarrer, ersteres überdieß außerordentlicher Weise noch jeden sechszehnten Pfarrer zu ernennen.

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungs-Gesetze von 1848/49 und erhielten in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien die Finanzverwaltung für Zehnten 576 fl., für andere Gefälle 15.623 fl. 56 kr., die Pfarrei für Zehnten 2528 fl., der Freiherr v. Leutrum-Ertingen für Gefälle 5616 fl. 52 kr.

Weissach,
Gemeinde II. Kl. mit 1318 Einw., wor. 9 Kath. – Ev. Pfarrei ; die Kath. sind nach Weil d. St. eingepfarrt.

Das ansehnliche Pfarrdorf liegt 21/2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt, theils in der schmalen Ebene des nicht tief eingefurchten Strudelbach-Thales, größtentheils aber an den leichten Ausläufern der linken Thalgehänge. Der Ort, in welchem im Jahr 1726 30 Häuser vom Feuer verzehrt worden waren, brannte im Jahr 1791 bis auf wenige Häuser ab und wurde dann regelmäßig, mit ziemlich breiten, meist rechtwinkelig sich schneidenden Straßen wieder angelegt, so daß derselbe ein städtisches Ansehen erhielt. Wegen der schmalen Thalebene mußte der Ort enge gebaut und etwas in die Länge gezogen werden; es fehlt daher an den nöthigen Hofräumen, und die Düngerstätten müssen deßhalb, die Hauptstraße ausgenommen, häufig vor den Häusern angebracht werden. Dessen ungeachtet trifft man ziemlich viel Reinlichkeit, zu der die gegen den Bach abhängige Lage des Dorfs manches beiträgt, indem bei Regengüssen die gut erhaltenen, durchaus gekandelten Ortsstraßen ausgeflößt werden. Die Gebäude, meist zweistöckig, mit steinernen Unterstöcken versehen, haben im Allgemeinen ein gutes Aussehen.

Die am nordwestlichen Ende des Dorfs auf einem Terrainvorsprung hoch und frei gelegene Pfarrkirche wurde im Jahr 1811 bedeutend, aber stylwidrig verändert, und trägt nur noch an dem westlichen Giebel, besonders aber an der Nordseite, wo an dem Dachfrieß seltsame Thierfiguren angebracht sind, entschiedene Spuren der früh romanischen Bauweise. Das reinlich herausgeputzte Innere der Kirche hat außer einem, im germanischen Styl gut gearbeiteten Taufstein, nichts Bemerkenswerthes. Etwa 20 Fuß von der Kirche steht vereinzelt der viereckige, monströse Thurm, der, mit Ausnahme des obersten, in späterer Zeit aus Holz aufgesetzten Stockwerks, ganz massiv, zum Theil aus Bossagen schmucklos erbaut ist;

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)