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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Ein Herr von Stein zu Canstatt verkaufte 1300 sein Gut zu Stein, und in demselben Jahre sitzt Conrad von Gundelfingen zu Gericht ze Canstatt ze Staini.“ Nach Sattler (Top. S. 95.) hatte dieses Stein eine eigene Zehentmarkung, welche der Pfarrey Altenburg zugehörte. Auf die Lage des Orts werden wir unten bey dem Landgericht zurückkommen.

4) Canstatt. Vermuthlich standen auf der Stelle der jetzigen Stadt anfänglich nur einige Fähr- und Fischerhäuser, und der Hof, womit die Stadtkirche dotirt war. Noch heißt auch ein altes Gäßchen das Fischergäßchen. Der Fluß zog an, Altenburg und Uffkirchen verschwanden, Brie und Canstatt vergrößerten sich, es entstanden Stadt und Vorstadt und allmählig verschwand auch der Name Brie und es blieb nur noch der von Canstatt übrig, der vielleicht schon früher als Gesammtname für die einzelnen Theile gebraucht wurde.

Woher der Name Canstatt komme, darüber sind schon mancherley Vermuthungen und Behauptungen aufgestellt worden. Am häufigsten ist die Ableitung von einem Römischen Denkstein, der die Inschrift gehabt haben soll: C. Ant. Statt. (Caji Antonii Stativa). Aber es findet sich nirgends eine Spur von einem solchen Stein. Der Leichtlenschen Ableitung ist oben schon gedacht. Eine andere Ableitung ist die von Canbach, dem Namen eines Berges hinter der Stadt, jezt Känbach gesprochen, s. u.

Aber merkwürdig ist der Name Brey, Brie, Bria. Leichtlen in der angeführten Schrift sucht seinen Ursprung im Keltischen; er ist jedoch, wie L. selber zugibt, höchst wahrscheinlich lateinisch oder römisch und gleich mit Ripa, Ufer, Gestade, Anlände. Die Versetzung und Verwechslung der Buchstaben kann keinen Anstand machen, sie kommt ja auch sonst bey Namen häufig vor. Somit wären vielleicht die Namen Brie und Canstatt gleich bedeutend, nur daß der eine lateinisch der andere deutsch wäre, s. o. S. 87. Auch Wallenstadt in der Schweiz – das Gestade der Wallen – hieß vormals Ripa, Riva. Geschichten des Kantons St. Gallen durch J. v. Arx. St. Gallen 1830. B. 1. S. 10.

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt128.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)