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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Des Landgerichts und alten Gaugerichts ist schon vorn erwähnt worden. Der Platz, wo dasselbe gehalten wurde, (es geschah dieß bekanntlich unter freyem Himmel) hieß zum Stein. So wurde auch die Mahlstätte der Grafen Dillingen zu Ringingenapud lapidem“ genannt. S. Beschreibung des Oberamts Blaubeuren S. 120. Der Stein bezeichnete wohl den Sitz des Landrichters. Wo der Stein gestanden habe, ist nicht genau mehr bekannt, gemeiniglich wird er auf das Altenburger Feld gesetzt; nach Sattler (Älteste Gesch. S. 438) lag er an der alten Heerstraße, die über jenes Feld führte, zwischen Canstatt und Kornwestheim. Wäre der benachbarte Freyberg, wovon bey Münster nähere Nachrichten gegeben sind, nicht zu entfernt, so müßte man geneigt seyn, ihn dorthin zu setzen. Der merkwürdigste Landgerichtstag war derjenige, welchen Karlmann 746 zu Canstatt hielt. Nachdem er die der Fränkischen Herrschaft widerstrebenden Herzoge Theutbald von Allemannien und Odilo von Bayern in offener Feldschlacht besiegt hatte, hielt er in einer feyerlichen Versammlung der Großen von Franken und Allemannien zu Canstatt Gericht über sie. Theutbald wurde mit vielen allemannischen Großen zum Tode verurtheilt, andere wurden um ihre Güter gestraft. Die herzogliche Gewalt hatte von dieser Zeit an auf anderthalb Jahrhunderte ein Ende[1]. 1

Die Canstatter Landgerichte dauerten bis ins 14te Jahrhundert. Das letzte scheint 1331 gehalten worden zu seyn; damals war Albrecht von Greiffenstein Landrichter, dessen Siegel man noch hat. An die Stelle des Landrichters und Landgerichts traten Landhofmeister und Räthe, und nachher das Hofgericht; 1366 erscheint Johann Nothhaft als Würtembergischer Landhofmeister, Sattler Top. S. 96. Dieser Wechsel beweist zugleich, daß die Gerichtsbarkeit des


  1. Annal metens. ad a. 746. Fredeg, contin. c. 115 Eckhard. comment. de Francia orient. T. I. p. 473. Sodann auch Sattlers älteste Geschichte v. W. S. 473, und Pfisters Gesch. v. Schwaben I. S. 150.
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt140.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)