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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

noch ein landesherrschaftlicher Schultheiß aufgestellt. Der Abt hatte aber das Gericht zu besetzen, und nach einem Vertrage von 1475 zwischen dem Grafen Ulrich v. W. und dem Kloster „soll der Lorcher Schultheiß den Eid geben in Beyseyn meines gnädigen Herrn (des Grafen Ulrichs) Schultheißen zu Münster. Der Lorcher Schultheiß soll auch den Stab halten, ausgenommen bey Vogtgerichten, wo ihn der Amtmann von Canstatt führen soll.“

Die Kirche, wovon der Abt und Convent das Patronatrecht hatten, wurde Kraft päpstlicher Bulle von 1270 dem Kloster einverleibt. An die Stelle des Pfarrers trat somit ein Vikar oder Pfarrverweser mit einer Competenz, der übrigens, wie gewöhnlich, den Titel Pfarrer fortbehielt. 1280 hatten die beyden Pfarrer Heinrich von Münster und Berthold von Altenburg Streit wegen des Zehenten zu Dunzhofen (einem abgegangenen Weiler). Obgleich die Pfarrey sehr alt ist, so war doch nie ein Filial damit verbunden, und auch dies weist auf ihren und des Orts eigenthümlichen klösterlichen Ursprung hin. Kurz vor der Reformation 1520 wurde die Pfarrstelle mit päpstlicher Erlaubniß mit dem Einkommen von dem Kloster ganz eingezogen, und statt des Pfarrers oder beständigen Vikars durch einen Klostergeistlichen versehen. Daher kam es wohl auch, daß Münster nach der Reformation eine Zeit lang keinen eigenen Geistlichen hatte, sondern von Canstatt aus versehen wurde, s. Canstatt.

Nach der Reformation kam Münster mit dem Kloster Lorch als Kirchengut in kirchenräthliche Verwaltung, bis endlich mit dem Kirchenrath auch die Pflege Münster aufgelöst wurde. Das Mayereygut wurde 1819 für 64.000 fl. an die Gemeinde verkauft, die es stückweise wieder an die Bürger verkaufte. Es bestand noch in 2863/4 Mg. Äckern und 31 Mg. Wiesen. Die Wohnung des Pflegers mit dem Garten und einigen Güterstücken war schon vorher verkauft worden.

Der Freyberg, dessen oben gedacht worden, ist ein eigener, zwischen den Markungen Münster, Mühlhausen,

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)