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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Vermögens-Umständen. Ihre Nahrung beruht auf Ackerbau und Weinbau, die Obstzucht ist nicht sehr bedeutend. Der Ort hat vier Wirthschaften und mehrere Gewerbsleute, darunter 12 Maurermeister, ferner befindet sich hier eine Cichorien- und Tabaks-Fabrik und eine Kartenfabrik, auch werden Federkiele und Werkwatt bereitet. 1

Oeffingen gehörte schon in alten Zeiten zu Würtemberg, 1369 wurde es mit Hofen an die Herren von Neuhausen vertauscht, s. Hofen, nachher saß eine abgetheilte Neuhausische Linie zu Oeffingen; 1618 verkauften die Neuhausen das Dorf an das Domkapitel Augsburg, von dem es mit dem Stift 1803 an Bayern und endlich 1810 wieder an Würtemberg kam. Das Patronatrecht war im Besitze des Klosters Adelberg, mit dem es nach der Reformation an Würtemberg kam. Das Kloster hatte dasselbe – Hof und Kirchensatz – 1313 von Sweneger von Lichtenstein für 250 Pf. gekauft. Adelberg hatte auch schon vorher Güter in Oeffingen erworben; 1277 freyt Graf Ulrich von Würtemberg dem Kloster seine Güter daselbst. S. Thennhof. Kirche und Kirchengut wurden 1314 demselben von Graf Eberhard von Würtemberg gefreyt. Übrigens soll Oeffingen vor Zeiten im Filialverband mit Schmiden gestanden haben und es könnte daher der Antheil der Pfarrey Schmiden an den Zehenten rühren. Die Neuhausische Herrschaft war Ursache, daß Oeffingen, wie Hofen, katholisch blieb. In der Zeit des 30jährigen Kriegs wurde von Würtemberg während eines vorübergehenden Besitzstandes der Versuch gemacht, der evangelischen Lehre Eingang zu verschaffen; die evangelischen Pfarrer zu Hegnach und Neckarrems mußten zu dem Ende abwechselnd alle Sonntage eine Predigt daselbst halten, und der Meßpriester selbst hatte bey der Verkündigung des Abendmahls bekannt zu machen, daß es jedem frey stehe, dasselbe bey ihm oder den lutherischen Geistlichen zu empfangen. Allein die Einwohner ließen sich auf diese Einladungen nicht ein, „weil man nicht wußte, wie es noch gehen möchte.“ Um die Einwohner desto mehr in ihrem Glauben zu

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt182.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)