Seite:OberamtNeresheim0035.jpg

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einerseits in das Jagstthal und an die Alb, andererseits gegen Bopfingen hin, überrascht. Auf diesem Höhenzug weiter über den Erbisberg bis zu dem Eisenbahntunnel unter dem sog. Bildwasen erlauben einzelne Punkte, wie der Kapellberg und der Barrenberg bei Röttingen, noch herrliche Blicke an die Alb und ihre Vorberge Ipf, Flochberg, Käsbühl, Karstein etc. Röttingen selbst bietet mit seiner schönen Kirche ein sehr freundliches Landschaftsbild.

Vom Eisenbahntunnel nehmen wir unseren Weg durch eine mäßig eingefurchte Rinne, die sich bald zu einem engen Thal ausbildet, und gelangen zu dem kräftigen Ursprung der Eger; hier nimmt nun das Thal den entschiedenen, wildromantischen Charakter eines Albthales an, starre Felsen streben an den steilen bewaldeten Berggehängen hoch auf, während die wiesenreiche Thalebene fröhlich von dem kaum entsprungenen, jugendlichen, alsbald thätigen Flüßchen durchschlängelt wird. Das Thal selbst verzweigt sich in einige tiefeingeschnittene, schluchtenartige Waldthälchen und von einem felsigen Bergvorsprung schaut der altersgraue vom Zahn der Zeit angenagte Thurm der ehemaligen Burg Schenkenstein ernst in das Thal herab, in dem sich nun auch das freundliche Aufhausen langgestreckt hinlagert. Unterhalb Aufhausen öffnet sich auf einmal das bis jetzt enge Eger-Thal und nimmt von Norden her das weite freundliche Sechta-Thal auf. Zwischen beiden Thälern erheben sich einerseits der felsige Käsbühl und der Karstein, andererseits der kolossale, herrlich modellirte, kahle Ipf; diesem gegenüber tritt von dem Albabhang der kegelförmige mit malerischen Ruinen bekrönte Flochberg hervor und zwischen diesen beiden freistehenden Bergen hat in der breiten wiesenreichen Thalebene der Eger die Stadt Bopfingen eine angenehme Stelle gefunden und vollendet das seltsam schöne Landschaftsbild. Ersteigen wir einen dieser Berge, namentlich den hohen Ipf, so erschließt sich uns hier ein ausgedehntes prachtvolles Panorama über das Ries, an die Alb, an die Ellwanger Berge etc., das zu den schönsten in Württemberg gezählt werden darf.

Wandern wir nun von Bopfingen aus den Albabhang hinauf auf das Herdtfeld und wollen nicht versäumen, auf der dahin führenden Steige zuweilen rückwärts zu schauen, um die herrliche Aussicht über Bopfingen mit seinem Ipf und an den Flochberg, der sich von hier besonders schön ausnimmt, zu genießen. Auf dem Herdtfeld angekommen, werden wir plötzlich von einer ganz anderen Gegend überrascht; ein unregelmäßig gehügeltes, für Feld- und Waldbau abwechselnd benütztes Hochland, in das sich eine Menge Trockenthälchen und Rinnen mäßig eingefurcht haben, breitet sich hier aus und der Mangel an Obstbäumen, Wiesengründen und fließenden Gewässern drückt der Gegend einen etwas eintönigen Charakter auf, zu dem auch die Orte selbst beitragen, indem diese meist aus einstockigen, regelmäßig weiß getünchten, häufig noch mit Stroh gedeckten Häusern bestehen;

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)