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und berief evangelische Geistliche, im Frühjahr 1634. Der evangelische Pfarrer zu Neresheim wurde am 5. August von Croaten erschossen und mit der Schlacht von Nördlingen hatte dieses ganze Zwischenspiel ein Ende.

Die evangelischen Grafen von Oettingen hatten in der Stadt Oettingen ein Consistorium errichtet mit einem Generalsuperintendenten über ihre 42 Pfarreien. Die öttingenschen Pfarreien unseres Bezirks gehörten auch zur Specialsuperintendenz Oettingen, eine Zeit lang bestand aber eine Superintendenz Trochtelfingen mit 11 Pfarreien und wieder einmal wurden unsere Pfarreien der Superintendenz Hohenaltheim zugetheilt. Nach dem Aussterben der evangelischen Fürsten erlaubten sich die neuen katholischen Herren mancherlei Bedrückungen, so daß 1751 das corpus Evangelicorum beim Kaiser klagte – über Besetzung der Amtsstellen mit Katholiken, Einführung eines Simultaneums, Zwang die katholischen Festtage zu feiern, Praktiken um Conversionen zu erzielen, Aufstellung von Heiligenbildern, Zwang vor dem venerabile zu knieen, Erschwerung des Bürgerrechts für Evangelische u. dgl. m.

Die evangelische Pfarrei der Stadt Bopfingen war ganz selbstständig; in Nördlingen bestand eine Superintendenz für die Landpfarreien der Stadt.

Die gesamte evangelische Kirchenverfassung blieb unter bayerischer Herrschaft ungeändert, nur ist das Stadtgericht zu Nördlingen bestimmt worden zum Ehegericht für die Evangelischen der Umgegend. Die württembergische Regierung theilte die evangelischen Gemeinden des Oberamts dem Dekanat Aalen zu, Nov. 1810, welches damals zur Generalsuperintendenz Ulm gehörte, seit 1823 zur Generalsuperintendenz Hall.

Seit der württembergischen Besitzergreifung haben sich allmählig zahlreiche Evangelische im Bezirk angesiedelt und es wurde zur Pastorirung eines Theils derselben eine eigene evangelische Pfarrverweserei zu Kapfenburg errichtet, deren Bezirk auch einen Theil des O.Amts Ellwangen umfaßt. Andere solche außerordentliche Filialisten sind nach Bopfingen, Trochtelfingen und Schweindorf gewiesen worden (dahin anfänglich die Oberamtsstadt selbst); zum Theil auch an die Pfarreien Fleinheim, Nattheim, Steinheim und Oberkochen in andern Oberämtern.

Das Schulwesen betreffend, fanden wir erstmals einen rector scolarum genannt a. 1278 in Tischingen. Das Schulthor in Bopfingen, 1357 gelegentlich genannt, setzt ein länger schon bestehendes Schulhaus voraus und 1422 war dort Schulmeister Ulrich Heynold. . . . Solche ältere Schulen dienten übrigens vorzugsweise den Bedürfnissen des katholischen Cultus und lehrten etwas Latein und Singen. Das eigentliche Volksschulwesen kam erst nach der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)