Seite:OberamtNeresheim0185.jpg

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auch hier. Das helle und geräumige Innere der Kirche ist reich und schön stuckirt und rings mit korinthischen Pilastern besetzt; an der flachen Decke prangen Fresken. Ein halbrunder Triumphbogen trennt das Schiff vom Chor. Der mittlere der drei schweren Zopfaltäre, der Hochaltar, enthält ein sehenswerthes Ölbild, Christus am Kreuz mit Maria und Johannes; auch besitzt die Kirche ein schönes altes Krucifix; der Taufstein wurde 1614 von Steinmetz Kaspar, aus dem Eichstättischen, verfertigt. Die 1823 um 1222 fl. angeschaffte Orgel hat 14 Register. Von den drei Glocken auf dem Thurm haben die beiden größeren die Umschrift: Edmundus Abbas in Neresheim anno 1729 ad majorem Dei gloriam in honorem S. Georgii me fieri curavit. Die dritte Glocke ließ ebenfalls Abt Edmund gießen und zwar in honorem S. Benedicti 1733. Sie kosteten zusammen 467 Gulden.

Vor Zeiten war hierher eine Wallfahrt zur Krönung Mariä, weßhalb der Hügel noch jetzt der Krönungsberg vom Volke genannt wird.

Rings um die Kirche liegt der Friedhof, noch ganz umgeben von der alten Mauer, die an der Innenseite mit vielen hübschen Grabmälern geschmückt ist. Am westlichen Eingange steht eine schöne Linde und in der Nähe davon, links beim Hereintreten, findet man einen merkwürdigen Grabstein, eine mit Rosen, Trauben und Kornähren freundlich verzierte Marmorplatte mit der Inschrift:

Hier erwartet den allgemeinen Ostertag der Hochwürd. und Wohlgeb. Herr J. Ev. Reiter, Pfarrer in Aurnheim, gebohren zu Weissenstein den 1. April 1764, gestorben den 28. Oktober 1835. Dann folgt der Vers:

Ich machte selbst mit eigner Hand
Mir diesen Leichenstein,
Den Sterbetag, mir unbekannt,
Grub noch der Steinmetz ein.
Das Sterben war mir ganz gewieß,
Die Todesstunde aber nicht:
Drum lieber Leser, merke dieß,
Und weiche nie von deiner Pflicht.

Vom Kirchhofe aus hat man eine liebliche Aussicht und namentlich eine sehr günstige Ansicht des Klosters Neresheim.

Die Unterhaltung der Kirche und des Pfarrhauses ruht auf örtlicher Stiftung. Dieses, im vorigen Jahrhundert vom Kloster Neresheim erbaut, ist zweistockig und hat eine düstere unfreundliche Lage.

Das Schulhaus, zwischen Kirche und Pfarrhaus noch am Bergabhange gelegen, wurde 1832 mit einem Kostenaufwand von 4000 fl. zweistockig erbaut, und enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters, sowie die Gelasse für den Gemeinderath.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)