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sanften Bergrücken hinab. Die Häuser sind meist einstöckig, nicht unansehnlich und in der Regel mit Ziegeln gedeckt; die einzelnen Maierhöfe kennzeichnen sich durch Einfahrten und große Hofräume. Die Ortsstraßen sind gut gehalten. Die dem h. Wendelin geweihte Kirche liegt freundlich auf einem Hügel, ist sehr alten Ursprungs, aber ganz in den Zopfstil verändert. An ein langes Schiff schließt sich ein schmälerer quadratischer Chor. Der oben achteckig werdende Thurm steht an der Nordseite des Schiffes und trägt 3 Glocken. Das sehr ansprechende, reich gehaltene Innere prangt mit jonischen Pilastern, Stuckaturen, Wand- und Deckengemälden. Kanzel, Chor- und Beichtstühle sind gut geschnitzt. Der Hauptaltar enthält ein großes neues Bild, Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Außen an der Südwand der Kirche und an der Kirchhofmauer stehen ältere Grabplatten, meist den Fuggerschen Pflegern in Duttenstein angehörig, und am südlichen Eingang in die Kirche liest man 1713. Der jetzige Friedhof liegt außerhalb des Ortes.

Nördlich an der Kirche, deren Unterhaltung auf der Stiftungspflege ruht, steht das sehr stattliche zweistockige Pfarrhaus mit Nebengebäuden und schönem Garten. Es ward im Jahr 1731 errichtet, 1867 mit einem Aufwand von 8000 fl. durchaus umgebaut, und ist von der Kirchenstiftung zu unterhalten.

Das große 1834 erbaute Schul- und Rathhaus enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath ein Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Auf dem südöstlich vom Ort gelegenen Kapellenfeld steht eine kleine Kapelle.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 7 laufende, 6 Pump-, 4 Schöpf- und 1 Ziehbrunnen. Im Jahr 1868 wurde mit einem Aufwand von 9000 fl. eine Wasserleitung angelegt, die 6000 Fuß mit eisernen und 4000 Fuß mit thönernen Röhren das Wasser zweier gegen Eglingen hin entspringender Quellen dem Orte zuführt. Früher hatte der Ort öfters Mangel an Wasser. Besonders gutes Wasser liefert der Gemeinde-Pumpbrunnen, während das Steigen des sogenannten Bohnenbrunnens, eines mitten im Ort gelegenen Pumpbrunnens, nach dem Glauben der Leute herannahende Theurung verkündet. Ein großer Feuersee, 4 große Brunnenbassins, und noch 4 Wetten reichen bei Feuersbrünsten das nöthige Wasser. Überdieß fließt der von Duttenstein herkommende Beutenbach einige 100 Schritte östlich vom Ort vorüber, in denselben mündet der Wagenhofer- oder Kirchenbach, und der durch das Reistinger Thälchen fließende Bach ohne Namen greift in den nordwestlichen Theil der Markung ein.

Vicinalstraßen führen von hier nach Mödingen, Eglingen, Reistingen und Ziertheim; die von Duttenstein nach Eglingen berührt die Markung. Zwei hölzerne, von der Gemeinde zu unterhaltende Brücken gehen über die sogenannte Schlichte und über den Kirchbach.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)