Seite:OberamtNeresheim0276.jpg

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Das sehr stattliche, massive, zweistockige Pfarrhaus samt Scheune steht östlich von der Kirche in einem Garten, wurde im Jahr 1796 auf Kosten des Klosters Kirchheim neu hergestellt und ist jetzt von der Gemeinde zu unterhalten. Das 1838 eingerichtete zweistockige Schul- und Rathhaus enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath, zwei Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Sehr gutes Trinkwasser liefern 2 laufende und zahlreiche Pumpbrunnen. Zwei Wetten mit starken Quellen sind im Ort. Auch die Markung ist reich an guten Quellen, eine davon fließt nur zuweilen und hat den Namen Hungerbrunnen, wogegen die paar kleinen Bäche immer Wasser haben. In früheren Zeiten waren Seen vorhanden, die nun zu Wiesengrund ausgetrocknet sind.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Eglingen, Hofen, Frickingen, Katzenstein und Schrezheim. Zwei steinerne Brücken und vier hölzerne Stege führen über die verschiedenen Bäche; sie sind alle von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Haupterwerbsmittel der Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht und theilweise auch im Betrieb von Handwerken, und zwar sind hier am zahlreichsten vertreten und arbeiten auch nach außen Schreiner, Maurer, Zimmerleute und Schuhmacher; auch mehrere Korbflechter und Besenbinder wohnen hier. Eine Viertelstunde südlich vom Ort liegt eine 1866 erbaute Mahlmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang. Eine Bierbrauerei mit Wirthschaft, eine Schildwirthschaft und zwei Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse sind im allgemeinen gut; die begütertsten besitzen an Feld und Wald 80–120 Morgen, der Mittelmann 20–40, die ärmere Klasse 4–10 Morgen.

Die mittelgroße, durchgängig hügelige, von mehreren Thälchen durchzogene Gemeindemarkung hat im allgemeinen einen fruchtbaren, etwas schweren Boden, der aus einem theils lehmigen, theils thonigen Breccienschutt besteht. Einige Steinbrüche im tertiären Kalk, ferner Lehm- und Kiesgruben sind vorhanden, letztere mit gutem reichlichem Sand auf dem Buchberg.

Das Klima ist milder als auf dem eigentlichen Herdtfeld; Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen zuweilen vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Suppingerpflug, eiserne Egge, Walze, Dresch- und Futterschneidmaschine) gut und fleißig betrieben und der Boden neben dem gewöhnlichen Stalldünger mittelst Gips, Kompost, Asche und namentlich reichlicher Gülle, immer mehr zu verbessern gesucht. Außer der im allgemeinen üblichen Dreifelderwirthschaft ist auch von einzelnen Bürgern die Siebenfelderwirthschaft eingeführt. Zum Anbau kommen vorzugsweise Dinkel und Gerste, weniger Haber und Roggen, überdieß

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)