Seite:OberamtNeresheim0305.jpg

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Abhanges des Katzensteinbachthälchens. An den breiten Straßen stehen unregelmäßig und weit auseinander die einstockigen, sauberen, weiß getünchten Häuser, zum Theil noch mit Stroh gedeckt, und meistens mit der Scheune unter Einem Dache. Blumengärtchen und schöne schattige Obstbäume zwischen und neben den Häusern machen das Aussehen des friedlichen Dörfleins äußerst ansprechend, auch der Blick gegen Katzenstein hin und dahinter das Egauthal entlang bis nach Dischingen ist sehr lohnend.

Die kleine, dem hl. Veit geweihte Kirche wurde 1515 mit Bewilligung des Kl. Kirchheim von Berthold von Westerstetten am Nordostende des Ortes erbaut, 1816 aber der Chor eingerissen und an seine Stelle ein Schulhaus unter Ein Dach mit der Kirche gestellt. Ihr rechteckiges Inneres enthält drei Altäre, einige Ölbilder und an der Südwand eine alte unschöne Pieta (Maria mit dem Leichnam des Herrn). Auf dem Westgiebel sitzt ein Dachreiter mit Glöckchen und über dem Eingang steht 1853. Die Unterhaltung ruht auf der Gemeinde. Der Friedhof befindet sich in Dunstelkingen.

Das schon genannte Schulhaus, das an die Kapelle angebaut ist, enthält die Schulgelasse und die Wohnung des Schulmeisters.

Im Jahre 1855 wurde ein einstockiges Privathaus von der Gemeinde angekauft, das jetzt als Rathhaus dient.

Der Ort ist hinreichend mit gutem Trinkwasser versehen, nur in äußerst trockenen Jahrgängen entsteht Mangel, und es muß dann der Wasserbedarf aus dem eine halbe Stunde entfernten Dunstelkingen geholt werden; in Frickingen sind 12 Zieh- und 4 Pumpbrunnen, ferner 1 Hüle; auch die Parzellen haben gute Brunnen, und die Markung bietet verschiedene, wenn auch nicht starke Quellen.

Von Bächen ist zu nennen die Egau bei Iggenhausen, die zuweilen vertrocknet, aber auch zuweilen verheerend austritt, – und der Katzensteinbach bei Katzenstein; hier befindet sich auch ein Mahlweiher, der abgelassen werden kann.

Der Ort wird von der sog. Nördlingerstraße berührt, in welche von Dunstelkingen her sowohl bei Frickingen, als bei Katzenstein eine weitere Vicinalstraße einmündet; durch Iggenhausen führt die Staatsstraße von Neresheim nach Dischingen; in Iggenhausen befindet sich eine steinerne, in Katzenstein eine hölzerne Brücke, beide von der Gemeinde zu unterhalten.

Haupterwerbsquellen der sehr thätigen, geordneten und körperlich kräftigen Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht; von Gewerbtreibenden sind nur Maurer und Zimmerleute stark vertreten, und diese arbeiten auch nach außen. Korb- und Strohflechten wird, aber in nicht bedeutender Ausdehnung, betrieben; auch handelt man mit Getreide und mit Holz. In Katzenstein und in Iggenhausen besteht je eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0305.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)