Seite:OberamtNeresheim0377.jpg

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einen Neubau des Klosters, wobei namentlich auch die Kirche mit einem größern Musikchor, neuen Altären, kostbaren h. Geräthen u. s. w. versehen wurde. Die neue Weihung der Kirche geschah 1569, das gesamte Bauwesen dauerte bis 1684, genügte aber, obwohl 1618/17 auch ein stattlicher Kirchthurm neu erbaut worden war, obwohl Zeiler das (alte) Kloster ein „prächtiges und schönes“ nennt, „auf einem gar lustigen Hügel gelegen“, den Ansprüchen des mehr und mehr aufblühenden Klosters nicht mehr, so daß, nachdem die Abtei und ein Theil des Klosters abgebrannt war, unter Abt Benedict II. a. 1699 ein völliger Neubau des Ganzen begonnen wurde, bei welchem blos der Kirchthurm stehen blieb und nur erhöht wurde 1789. Die neue Kirche, wie solche heut noch steht, ist 1750–90 gebaut worden.

Eine kurze Klostergeschichte knüpfen wir an die recipirte Reihenfolge der Äbte. Ulrich von Elchingen, 1258 erwählt, wurde bei den innern Wirren, welche den Streit über das Vogteirecht der Grafen v. Oettingen begleiteten, durch einen Gegenabt Walther 1261 verdrängt, † 1262, an dessen Stelle von den Gegnern Ulrichs († 1277) Abt Dieterich erwählt wurde, – resignirt 1287. Ihm folgt Friedrich v. Zipplingen, der vorher Kellermeister in Ellwangen gewesen und in die innern Zwistigkeiten der Neresheimer nicht verwickelt war; seine Wahl bedeutet eine Versöhnung; † 1308. Die Regierung Heinrichs III. – 1329 begann mit einer öttingenschen Familienfehde, unter welcher auch das Herdtfeld litt; der Abt machte einige werthvolle Erwerbungen, z. B. 1/2 Elchingen um 1200 Pfd. Abt Kolomann stirbt wieder a. 1329. Ulrich II. (von Höchstädt) – 1349, hinterließ den Ruhm großer Weisheit und Thätigkeit und hatte einen Theil des Klosters neu gebaut. Walther II. (von Bopfingen) – 1368, kam mit den öttinger Grafen in Fehde, wobei er selbst 1353 gefangen und übel behandelt, der ganze Convent 1357 von Fasten bis Ostern verjagt und das Kloster beraubt wurde. Auch Verkäufe waren nothwendig geworden. – Conrad (v. Dillingen) res. 1372. Wolffard (v. Steinheim) – 1380, wurde vom Schenken A. v. Wittislingen gefangen und übel behandelt, aber vom Schirmvogte gerächt. – Seinem Nachfolger Nicolaus (v. Elchingen) – † 1405, stellte die Partei der Grafen von Oettingen einen Abt Wilhelm entgegen, so daß über die Rechtmäßigkeit dieser Wahlen ein langer Prozeß am päpstlichen Hof geführt wurde, bis endlich Wilhelm samt dem Grafen Friedrich vom Papste in den Bann gethan und auch vom Kaiser Wencislaus mit der Acht bedroht wurden. Jetzt erst gaben sie nach und wurden vom Banne losgesprochen, 1396 jedoch mit dem Banne nochmals bedroht, weil Graf Friedrich Miene machte, seinen Schützling wieder einzusetzen. Während der

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0377.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)