Seite:OberamtNeresheim0417.jpg

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hat die Gemeinde. Das frühere Pfarrhaus für die St. Margaretha-Kirche, in der Nähe der unteren Kirche, wurde nach Vereinigung der beiden Pfarreien vom Schulmeisier bewohnt und 1697 von einem Ortsbürger dem Kloster Kirchheim abgekauft und alsdann ein Schulhaus in der Mitte des Orts vom Kloster erbaut und 1834 erneuert; es enthält zwei Lehrzimmer, die Wohngelasse des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Ein besonderes Rathhaus ist nicht vorhanden und die Gemeinderaths-Sitzungen werden in einem gemietheten Zimmer im Gasthaus zum Rößle abgehalten.

Der Bahnhof, ein modernes Gebäude, nebst freundlichen Anlagen liegt 1/8 Stunde südlich vom Ort.

Von den 5 Schlössern der hier gesessenen adeligen Geschlechter stand das untere Schloß an dem nun ebenfalls abgegangenen Weiher hinter dem Dorf; das Stolch’sche Schloß, jetzt Privatwohnung, steht südlich vom Ort ganz nahe an der Eger, es ist noch mit einem im Viereck angelegten Graben umfangen, über den eine Brücke zu dem einen kleinen Hofraum umschließenden Gebäude führt; der Graben war mit Wasser gefüllt und ist heute noch sumpfig. An der Nordseite des ehemaligen Schlosses ist in der uralten Grundmauer ein Stein eingemauert, auf dem eine Figur eingemeißelt ist, wie man sie auf Damenbrettern zum sog. Mühleziehen findet. Bekanntlich waren die römischen Soldaten große Freunde vom Mühleziehen und haben derartige Figuren an verschiedenen Stellen hinterlassen, was der Vermuthung Raum giebt, daß dieser Stein ursprünglich vor oder an einem römischen Gebäude angebracht war und später zum Schloßbau verwendet wurde. Auch die quadratische Anlage des Burggrabens in der Thalebene spricht für eine ursprünglich römische Befestigung, um so mehr, als zunächst derselben sich ein kreisrunder, künstlich aufgeworfener Hügel (vermuthlich römischer Wachhügel) befand, der erst in neuerer Zeit abgetragen wurde.

Dem Stolch’schen Schloß gegenüber stand das Gröll’sche Schloß, das längst abgegangen und von dem nur noch der dazu gehörige 4 Morgen große Garten bekannt ist. Gleichfalls ganz abgegangen ist das Hack’sche Schloß, dagegen steht westlich der Kirche ein in ein Privathaus umgewandeltes Schlößlein, ein hohes Gebäude mit hübsch verziertem Giebel (s. auch unten).

Im oberen Dorf an der Stelle der jetzigen Neumühle stand eine Frühmeßkapelle zu St. Bartholomäus mit Kaplanei; im Jahr 1612 heißt es schon „die vor Zeiten eine Kapelle war“ und heute noch trägt die Neumühle den Namen „Kappel-Mühle“.

Trinkwasser liefern 140 Zieh- und Pumpbrunnen, von denen einzelne minder gutes Wasser führen; Quellen mit sehr gutem Trinkwasser sind in der Nähe des Orts, wie der Steige- und der Leutebrunnen. Über die Markung fließen die Eger, der Goldbach und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0417.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)