Seite:OberamtTuttlingen0109.jpg

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in diesem die niederste Kindersterblichkeit von 25,26 % zeigt, so hat dagegen die am tiefsten gelegene Gemeinde Fridingen eine verhältnismäßig hohe Kindersterblichkeit von 38,25 %.

Vielmehr ist aus dieser Übersicht zu erkennen (wie im Jahrgang 1874 der Württembergischen Jahrbücher I. S. 32. 142 228 unter Hinweisung auf die sozialen Ursachen der Kindersterblichkeit für Württemberg im Ganzen gezeigt worden ist), daß eine höhere Kindersterblichkeit sehr häufig von extremen Geburtsziffern begleitet ist, indem meistens eine große scheinbare Fruchtbarkeit sich hiemit verbindet, oder auch, obgleich seltener, eine sehr geringe Geburtenzahl. (Vergl. auch die Beschreibung des Oberamts Spaichingen S. 91. und Rottweil. S. 82.)

Von den 10 Gemeinden des Oberamts Tuttlingen, welche innerhalb der OZ. 14–23 die relativ höhere, das Mittel des Oberamtsbezirks von 35,03 % übersteigende Kindersterblichkeit zeigen, haben die meisten, nämlich 6 bei den OZ. 1, 2 und 4–7 eine höhere Geburtsziffer von 5 bis 5,90 Geborenen auf 100 Einwohner, zwei bei OZ. 19 und 20 eine sehr niedere Verhältniszahl von 4,22 und 4,26 Geborenen auf 100 Einwohner, und die übrigen 2 bei OZ 11 und 16 eine dem Bezirksmittel von 4,55 Geborenen näher stehende Geburtsziffer von 4,60 und 4,36 auf 100 Einwohner.

Umgekehrt zeigen die 13 Ortschaften des Bezirks mit einer hinter dem Durchschnitt zurückbleibenden Kindersterblichkeit von weniger als 35,03 % der Lebendgeborenen meistens auch eine hinter der mittleren Geburtsziffer 4,35 zurückbleibende Verhältniszahl Geborener, und nur bei 4 von diesen Gemeinden steht die Geburtsziffer mit der OZ. 3 8 9 und 10 über diesem Mittel.


5. Der natürliche Zuwachs durch den Überschuß der Geborenen über die Gestorbenen und die wirkliche Zunahme.

Theils einer großen Kindersterblichkeit, theils einer geringen Zahl Geborener ist es daher zuzuschreiben, daß der hinsichtlich der Erwerbsquellen der Bevölkerung von der Natur weniger begünstigte östliche Theil des Oberamtsbezirks auch einen geringeren Geburtenüberschuß erzeugt, als der westliche.

Denn von der Bevölkerung des östlichen Theiles wohnt die größere Hälfte von 3040 Einwohnern in 4 Gemeinden, welche mit einer höheren und sehr hohen Kindersterblichkeit von 36,48 bis 48,44 % (OZ. 14 15 17 und 23) eine sehr hohe und sehr

(Fortsetzung Seite 112.)

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)