Seite:OberamtTuttlingen0122.jpg

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|- |wegen schwerer Krankheit (unheilbarer Übel) ||05 |- |im Delirium der Pockenkrankheit ||02 |- |wegen Liebeskummer ||02 |- |wegen außerehelicher Schwangerschaft ||01 |- |aus unbekannten Gründen ||06 |}


Krankheiten. Der Oberamtsbezirk wurde in den letzten 50 Jahren wiederholt von Epidemien heimgesucht.

Die Masern herrschten im Frühling 1824 in Tuttlingen, 1828 in Rietheim, 1828 in Fridingen, 1833 in Tuttlingen, Hausen o. V. und in Thuningen, 1836 in Neuhausen, 1837 in Thuningen, 1838 in Nendingen, Schura und Thalheim, 1841 in Thuningen, 1842 in Rietheim, 1856 in Tuttlingen und Neuhausen, 1877 in Tuttlingen und fast im ganzen Bezirk.

Bedeutendere Scharlachepidemien kamen vor: 1820 in Tuttlingen, 1824 in Neuhausen, 1826–27 in Tuttlingen und Ludwigsthal, Nendingen, Renquishausen, Rietheim, 1854 in Fridingen, 1856 in Tuttlingen, Thalheim, Thuningen, Mühlheim, Neuhausen, Irrendorf und Weilheim. Die größte Scharlachepidemie war fast im ganzen Bezirk im Jahre 1862–63 (s. den Bericht von Dr. Landenberger Mediz. Korrespondenzblatt 1864 S. 57 und Dr. Heim ebendaselbst S. 195). Dieselbe begann im Nov. 1862 nach einer Masernepidemie zunächst in der Oberamtsstadt und zwar so rapid, daß schon nach Verfluß eines Monats gegen 300 Kinder erkrankt waren. Von Tuttlingen wurde die Krankheit noch in demselben Jahre nach Thuningen, Nendingen, Seitingen, Rietheim, Hausen o. V. und im Januar 1863 nach Weigheim, Oberflacht, Stetten, Wurmlingen, Fridingen, Irrendorf und Thalheim verschleppt. Das Scharlachfieber trat sehr bösartig auf, die Sterblichkeit war groß. In mehreren Orten starben 15–20 % aller Erkrankten, in der Oberamtsstadt bis 25 % der im 2. bis 7. Lebensjahre Erkrankten. Im ganzen Bezirk starben 402 Personen, 1,5 % der Gesammtbevölkerung, 34 % sämmtlicher Gestorbenen. Davon starben im 1. Lebensjahr 33, im 2.–7. 331, im 8.–14. 32, im 15.–20. 5, über dem 21. 1 Person. Die meisten Todesfälle sind vorgekommen in Oberflacht, 2,83 %, Rietheim 2,73, Stetten 2,38, Tuttlingen 2,32, Nendingen 2,15, in Trossingen, Thalheim, Schura und Wurmlingen 1,5–2, in Hausen o. V., Weigheim, Irrendorf und Thuningen 1–1,5 % der Bevölkerung. Ganz verschont sind nur 3 Gemeinden geblieben: Mühlhausen, Mühlheim und Renquishausen. Eine Masse von Nachkrankheiten forderte unter den scheinbar

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0122.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)