Seite:OberamtTuttlingen0155.jpg

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00oa oder åa: soapf zwoa Schpoachingə,
0ona oder onə oder onən: schtona ənlonə klonənnəts,
00uo: muotr wuot buo zwuo fuog,
00üö: müötrə wüötic füögə,
00ou: frou zwou (= zwuo) grousz,
00öü: fröüd,
00əi: bəig Anməile,
00əü: əüb kəüə nəüb,
00əu: həüs səus brəus.

Über den Ursprung beziehungsweise den Erhaltungszustand einiger dieser Laute vgl. a. a. O. 111.

Auch bei den Konsonanten ist wenig von der Spaichinger Mundart Abweichendes, nur daß in Einzelnem das Alte noch besser erhalten ist, z. B. das w in êwic, pfulwə, əüwə, bəuwə (übrigens auch in b übergehend), das z in grüəzə, gsëzzə; dagegen haben die evangelischen Orte bîchtə statt des katholischen bîhtə.

Im Übrigen sei aus der Beschreibung des Oberamts Spaichingen S. 112 hier wiederholt: „Von Nasalen hat unsere Mundart jedenfalls zwei eigenthümliche, das reinere ein statt ênə in meindsch, Mensch, mhd. mennisch, zwein zween, und das eben solche schon angeführte əun statt əon in həun etc. Ein Eindringen des Nasals, wohl im Zusammenhang mit dem Anlaut, bieten nht nichts, nht Nacht. Sowohl im Inlaut als im Auslaut ist n bei uns stärker, als gemeinschwäbisch: nn[ER 1] find, pfund, hoarn. – Was weitere Liquidä betrifft, so geht r gern in l über: kilgə, balbiərər, hoasəl. Im Inlaut dehnt es gerne den Vokal: lêre, schbêrə, schwârz, hoarn, schtoark und bei noch stärkerer Position schârpf. – m hat sich vor l erhalten: fädəmle. – Von den Lippenlauten hat sich pf erhalten in pflegl und schârpf. – Die Zungenlaute bieten nichts Besonderes. Bei den Kehllauten ist die häufige Ausstoßung des g schon mhd.: gsäid, gläid. Ebendaher milk, schtoark; sodann die Aussprache âhsəl, flâhs. Der Abfall des auslautenden, oder vielmehr die Nichtverhärtung des h zu ch ist gleichfalls daher: dôh, nôh, dûrh. – k wird im Anlaut stark aspirirt gesprochen: khînd, ähnlich im Auslaut: bekh.

Im Folgenden ist A. v. Kellers Schema (Tübinger Univ. Programm 1855) eingehalten, und kommt daher zuerst der Wortvorrath nach Rubriken.

Vornamen. Kobl, Köbəle, Hangeorg, Ləiəs Elias, Anməilə Anna Maria, Mirəzûs Maria Susanna, Aev Eva, Brîdle, Brigitta etc.


Berichtigungen und Nachträge

  1. S. 155 Z. 25 statt minn lies nn. Berichtigungen und Nachträge
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)