Seite:OberamtTuttlingen0289.jpg

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bekam ehedem von jeder Hochzeit eine Suppe nebst Fleisch und einer Maß Wein. Die Reihe derselben umfaßt seit 1556 56 Namen. 1832 wurde mit dem Präceptorat die Obliegenheit zu Unterstützung der Geistlichen in kirchlichen Geschäften verknüpft, statt dessen aber Okt. 1843 ein Stadtvikar angestellt. Ein Spital stand seit alten Zeiten in der Stadt auf dem Kehlhof, also auf Reichenau’schem Grund und Boden und hatte (ohne Zweifel ebendaher) schöne Güter und Einkünfte, welche 1553 neben vieler Frucht 1120 Pf. H. betrugen, wovon man etliche Pfründner erhielt, bei Theurungen auch arme Kinder speiste. Er wurde im dreißigjährigen Kriege auch etlichemal geplündert und gebrandschatzt, erholte sich zwar wieder, erschöpfte sich aber durch die Renovation und Vergrößerung der Kirche wieder so sehr, daß er in große Schulden gerieth (Schmid). 1798 brannte er ab und wurde erst 1819 in der obern Vorstadt am Fuß des Honbergs, da wo die Interimskirche gestanden war, wieder aufgerichtet, mit einem Aufwande von ungefähr 7000 fl. Ein Siechenhaus stand zuerst vor dem oberen (Engener) Thor, unweit der Linde am Hochgericht, später jenseits der Donau hinter dem Adler; dieses mußte 1818 wegen Baufälligkeit niedergerissen werden. Das Krankenhaus am Nordfuße des Honbergs erstand 1865. Eine Armenkasse ward 1808 errichtet, und 1819 zum Andenken an die Königin Katharina auf Anregung des damaligen Bürgermeisters und Landtagsabgeordneten, Kaufmann Karl Beck die Katharinenstiftung zur Beschäftigung von Armen. Die Kleinkinderbewahranstalt (vulgo Kinderschule) wurde 14. Juni 1832 eröffnet. Zu der Kinderrettungsanstalt („Waisenhaus“) gieng die Anregung von Beuggen aus, dessen erster Jahresfeier einige hiesige Freunde anwohnten, welche sodann 31. Jan. 1825 einen Aufruf (unterz. von O.-A.-R. Klett, O.-A.-Arzt Groß, Kaufm. Louis Groß und Kaufm. K. Beckh) an die Einwohner der Stadt um Beiträge ergehen ließen. Bis Herbst kamen 800 fl. zusammen, und am 27. Sept. konnte die Anstalt in den untern Räumen des Spitals mit 5 Kindern eröffnet werden. Am 22. September 1827 wurde sie in das einstweilen erbaute Anstaltsgebäude verlegt. Die lateinische Schule reicht (s. o.) in frühe Zeit zurück. 1739 erhielt sie einen Kollaborator. Die Realschule wurde 1838 errichtet. Nach dem Brande von 1803 wurde für alle Schulen nur Ein Gebäude errichtet, hiezu kam 1833 noch das Mädchenschulhaus. Die gewerbliche Fortbildungsschule datirt von 1826, die Frauenarbeitsschule von 1876. 1871 wurde die katholische

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0289.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)