Seite:OberamtTuttlingen0367.jpg

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MILHEIM. Auf beiden Seiten des das Rad enthaltenden deutschen Schildes steht 17–05. Im jetzigen Siegel des Stadtschultheißenamts aber ist das Rad nur von einem Kranz umgeben. (S. Württ. Jahrbücher 1854. II. S. 171 f.)

Die noch mit Mauern umfaßte und einem Thor bewehrte Stadt hat mit ihrem großen an der Nordostseite sich erhebenden, von zwei Thürmen flankirten Schlosse, eine schöne, romantische Lage auf einem schmalen, wohl 100′ zunächst über dem Donauspiegel sich erhebenden Bergausläufer auf der rechten Seite des Flusses, ehe das Donauthal zum ersten Mal eng und felsig wird. Schöne Felsengruppen zeigt das Donau-Thal bald unterhalb der Stadt, ebenso das Lippach-Thal, besonders beim Walterstein; eine Höhle befindet sich in der „Felsenhalde“ im Donau-Thal, sie ist ungefähr 200′ lang und endigt in einer Tropfsteinkammer, auch der Wulfbach (s. u.) kommt aus einer Felsgrotte hervor.

Die Stadt ist so auf einer freistehenden Hügelkuppe hingebaut, daß sie gegen drei Seiten beherrschend herabblickt, namentlich auch gegen die Rückseite (Ostseite), wo sämmtliche Häuser mit ihren verwetterten hölzernen Altanen, hoch von der Stadtmauer in das stille Wiesenthälchen herabschauen. Die am besten zugängliche Seite ist die südliche, wenn man von Tuttlingen herkommt; hier trifft man vor dem alterthümlichen oberen Thor eine Gruppe von drei alten Lindenbäumen. Dieses Thor mit seinem großen, spitzbogigen Eingang ist aus gewaltigen gebuckelten Tuffsteinquadern aufgeführt; daran schließt sich die Stadtmauer, vor der auf dieser Seite ein breiter Graben, zum Theil noch erhalten, hinzieht.

Durch den Thorbogen tritt man in die Hauptstraße der Stadt, die ziemlich bergabwärts dem am anderen Ende gelegenen Schlosse zuläuft, die Häuser sind meist alterthümlich, hart auf einander gedrängt, mit altem, finsterem, mitunter geschnitztem Balkenwerk und zuweilen auch mit Erkern versehen. Die meisten Straßen laufen in gleicher Richtung mit der Hauptstraße und werden durch einige schmale Quergäßchen durchschnitten; das Ansehen des Städtchens ist alterthümlich, aber nicht unfreundlich.

Ursprünglich hatte Mühlheim zwei Thore (das untere Thor an der Nordseite wurde im Jahre 1814 abgebrochen) und zwei Ausfallspförtchen (an der nordwestlichen und an der südöstlichen Seite). Rings um die Stadt lief ein Zwinger mit ausgemauertem Graben, zudem zog sich an der Südseite, als an der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0367.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)