Seite:OberamtTuttlingen0400.jpg

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Neuhausen ob Eck,


Gemeinde II. Kl. mit 1102 Einw., worunter 20 Kath. a. Neuhausen, Pfarrdorf mit Marktrecht, 1073 Einw., b. Haslenacker, Hof, 10 Einw., c. Schafhaus, Haus, 0 Einw., d. Ziegelhütte, Haus, 19 Einw. Ev. Pfarrei, die Kath. sind nach Mühlheim eingepfarrt. 21/4 Stunden östlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der ansehnliche, geschlossen gebaute Ort hat an der Tuttlingen-Mößkircher Landstraße eine sehr hohe, den Winden ausgesetzte freie Lage und in Folge dieser eine weit gehende Aussicht, namentlich westlich vom Dorf auf der Straße nach Tuttlingen, wo sich dem Auge eines der herrlichsten Panorama an die Schweizer- und Tyroleralpen, an die Bergpyramiden des Hegau, Hohentwiel, Hohenstoffeln, Hohenhöwen etc. und bis zum Schloß Heiligenberg erschließt.

Der Ort selbst ist reinlich, freundlich und mit breiten, gut unterhaltenen Straßen versehen, an denen gewöhnliche, theils gebalkte, theils getünchte, durchaus ziegelbedachte Gebäude sich lagern; an denselben sind nicht selten große Ammonshörner (Ammoniten) eingemauert. Mit Obstbäumen ist der Ort nur sparsam umgeben; ihn durchzieht die Landstraße von Tuttlingen nach Mößkirch und überdies bestehen Vizinalstraßen nach Schwandorf, Liptingen, Stockach, Mühlheim und Fridingen. In der Nähe des Schulhauses steht eine sehr alte Malstattlinde auf einem Hügel.

Die in der Mitte des Orts stehende Kirche ist in einfachem Rundbogenstil erbaut, hat einen vieleckig schließenden Chor und an der Nordseite einen in den unteren Geschossen aus älterer Zeit stammenden Thurm mit kreuzgewölbtem erstem Geschoß. Das Innere zeigt flache Decken, hübsche Chorstühle mit der Jahreszahl 1739 und über dem Altar einen merkwürdigen großen schmiedeisernen Aufbau mit Engelchen, mächtigen Lilien und schwungvollen Ranken, der in eine schmiedeiserne, ein hölzernes Krucifix tragende Krone sich endigt. Der Taufstein ist noch gothisch und achteckig, die Kanzel im Spätrenaissancestil. Von den zwei Glocken hat die größere verzierte die Umschrift: Joh. und Peter die Rosier gossen mich Anno 1698. Lobet den Herrn mit hellen Cymbeln, lobet ihn mit wolklingenden Cymbeln. Psalm 150. Vers 5. Ferner: M. Joh. Caspar Baldenhoffer,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0400.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)