Seite:OberamtTuttlingen0415.jpg

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Schule unterrichtenden Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath. Überdies sind noch von öffentlichen Gebäuden zu nennen: ein Backhaus, drei Waschhäuser und ein Schafhaus.

Minder gutes Trinkwasser liefern die im Ort befindlichen 11 Ziehbrunnen und 17 Cisternen, dagegen spenden zwei außerhalb nahe des Orts gelegene Brunnen gutes Wasser. Bei anhaltend trockener Witterung entsteht zuweilen Wassermangel und das Wasser muß alsdann aus der 1/4 Stunde entfernten Quelle an der Langquartensteige auf preußischem Gebiet herbeigeholt werden.

Vizinalstraßen bestehen nach Königsheim und weiterhin nach Egesheim, nach Kolbingen und weiter nach Mühlheim und mittelst der neuangelegten Steige in das Bärenthal nach Fridingen, wodurch dem Ort der Verkehr mit der Umgegend hinlänglich gesichert ist.

Die Einwohner, ein kräftiger gesunder Menschenschlag, finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe sich nur auf die nöthigsten Handwerker, von denen nur die Schuster nach außen arbeiten, beschränken. Als Nebengewerbe ist die Musselinstickerei für Kaufleute in Ebingen und Balingen von ziemlicher Bedeutung; auch befinden sich 4 Besenbinder im Ort, die ihre Ware in der Nachbarschaft absetzen. Ferner bestehen zwei Schildwirthschaften und 5 Kramläden, und eine, 1/2 Stunde westlich vom Ort gelegene Ziegelhütte. Die Vermögensumstände der Einwohner sind die gewöhnlichen des Heubergs, der vermöglichste Ortsbürger besitzt 80 Morgen Feld und 2–3 M. Wald, der mittelbegüterte 30 M. Feld und 1/2 M. Wald und die minderbemittelte Klasse 3 M. Feld. Gegenwärtig erhält nur eine Person Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Auf angrenzenden Markungen haben die Ortsbewohner 490 Morgen Güter, von denen allein 443 Morgen auf Kolbinger Markung liegen.

Die nicht große Markung hat eine theils hügelige, theils flachwellige Lage und einen mittelfruchtbaren, etwas schweren, aus den Zersetzungen des weißen Jura bestehenden steinreichen, theilweise lehmigen Boden. Steinbrüche sind keine vorhanden, dagegen eine Kiesgrube (weiße Juratrümmer) und einige Lehmgruben. Früher wurde im Walde Kirchholz Bohnerz gewonnen. Erdfälle kommen einige im sog. „Stritten“ vor und eine Höhle an der Langquartensteig; sie hat einen schmalen Eingang und bildet gleichsam

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0415.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)