Seite:OberamtTuttlingen0461.jpg

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Außer diesen mit Wirthschaften versehenen Brauereien bestehen noch 8 Schildwirthschaften, Kauf- und Kramläden sind sieben vorhanden. Von den gewöhnlichen Handwerkern sind die Schuster und Schreiner am stärksten vertreten.

Außerhalb des Orts bestehen zwei Mahlmühlen, die obere und untere Mühle, jede mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, und im Ort eine Ölmühle mit Malzschrot-Einrichtung.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den guten, namentlich besteht ein zahlreicher wohlhabender Mittelstand. Die vermöglichste Klasse besitzt 50, die mittlere 15–30, die minder bemittelte 6–15 Morgen Feld, überdies haben die meisten Ortsbürger Waldungen, zum Theil bis zu 8 Morgen, unter der ärmeren Klasse sind verhältnismäßig nur Wenige, die gar kein Grundeigenthum haben.

Die große, wohl abgerundete Markung bildet ein flachhügeliges, von ganz mäßig eingefurchten Thälchen und Rinnen durchzogenes Land, dessen im Ganzen fruchtbarer Boden größtentheils aus den Zersetzungen des schwarzen und den unteren Schichten des braunen Jura, der jedoch nicht selten mit Lehm bedeckt ist, besteht. Ein namhafter Steinbruch im Liaskalk liefert Straßenmaterial und theilweise Mauersteine; Lehm- und Töpfergruben sind vorhanden.

Das Klima ist, wie es die hohe Lage des Ortes mit sich bringt, ziemlich rauh, Frühlingsfröste und kalte Nebel sind häufig, Hagelschlag kam in den letzten 18 Jahren nur zweimal, und zwar nicht bedeutend, vor.

Die Landwirthschaft wird umsichtig betrieben und mehrere der vermöglicheren Landwirthe gehen den übrigen mit gutem Rath und Beispiel voran. Zur Besserung des Bodens gebraucht man außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln Gips, Asche und Kompost. Die Dungstätten sind meist sorgfältig angelegt. Von verbesserten Ackergeräthen sind hauptsächlich die trefflich konstruirten Hohenheimer- und Amerikaner-Pflüge beinahe allgemein geworden, auch benützt man eine eiserne Egge und ziemlich viele Dreschwalzen.

Zum Anbau kommen vorherrschend Dinkel und Haber, letzterer häufig mit Ackerbohnen gemischt, sodann theils lautere Gerste, theils Gerste mit Linsen, auch etwas Sommerweizen und Roggen. Von Brach- und Handelsgewächsen Kartoffeln, Bodenkohlraben, Futterkräuter, hauptsächlich dreiblättriger Klee, dann Esparsette, Luzerne und Wickenfutter, weiße Rüben, Runkelrüben,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0461.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)