Seite:OberamtTuttlingen0472.jpg

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gewölbt und ziemlich reich stuckirt. An der Nordwand steht: 17 C. H. z. W. 42. (Carl Herzog zu Württemberg 1742). Der Taufstein ist einfach-spätgothisch, über dem Altar erhebt sich ein schöner schmiedeiserner Aufsatz, samt hübschem Geländer. Außerdem besitzt das Innere noch eine reiche Kanzel samt Schalldeckel mit vielen häßlichen Figuren, und die lebensgroßen Ölbilder von Luther und Brenz. Von den drei Glocken auf dem Thurm hat die größte schön verzierte folgende Umschrift: Jauchzet dem Herrn alle Welt, dienet dem Herrn mit Freuden, kommet für sein Angesicht mit Frohlocken unser und dieser Glocken, die uns locken. Psalm. 100. Hans Conrad Flach gos mich 1650. Die zweite Glocke goß Hugger in Rottweil 1846, die dritte, auch schön verziert, ist so alt, wie die erste. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung.

Um die Kirche läuft noch die Mauer des alten Friedhofs, an dem drei prächtige Linden stehen, der neue liegt östlich vom früheren und wurde im Jahr 1864 angelegt. Das sehr hübsche, zweistockige Pfarrhaus ist in den Jahren 1851–52 erbaut worden und vom Staat zu unterhalten. Das sehr stattliche, zweistockige, in der Mitte dreistockige Schulhaus wurde in den Jahren 1870–73 nach Entwürfen des Baurath Stahl (in Stuttgart) von Bauinspektor Herzog in Rottweil massiv aus Stein erbaut, enthält 7 Lehrzimmer und die Wohnungen der 5 an der Schule angestellten Lehrer. Auf seinem Giebel sitzt ein offener steinerner Glockenstuhl. Das Rathhaus wurde im Jahre 1825 aus einer Scheune eingerichtet.

Außerdem bestehen ein öffentliches Backhaus, und 9 mit Backöfen versehene öffentliche Waschhäuser, ein Armenhaus, und eine alte Kirche, deren Thurm zu kirchlichen Zwecken benützt wird und mit einigen neuen von Hugger in Rottweil gegossenen Glocken versehen ist; das Schiff dient jetzt zu Privatwohnungen. Auch Reste eines ehemaligen zum Theil noch ummauerten Friedhofes befinden sich daneben.

Der Ort ist mit meistens gutem Trinkwasser hinlänglich versorgt, das 14 laufende, etwa 45 Pump-, und wenigstens 60 Schöpfbrunnen liefern. Einzelne Brunnen spenden ganz gutes Wasser, zwei haben etwas schwefligen Beigeschmack. Die Markung ist nicht reich an Quellen und ihr Wasser mittelmäßig; über dieselbe fließen der Trossel- oder Thalbach und der Steppach.

Vizinalstraßen gehen von hier nach Aldingen, Schura, Deißlingen, Aixheim und Thuningen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0472.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)