Seite:OberamtTuttlingen0491.jpg

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Lindaw hat mich gegossen. 1613. Die dritte Glocke ist von demselben im gleichen Jahre gegossen, die zweite von Joh. Benjamin Grieninger. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Kirchenpflege.

Der Friedhof ist mit schönen Steindenkmälern und Schmiedeisenkreuzen geschmückt.

Oben an der Straße nach Seitingen steht malerisch eine sehr hübsche, in den Jahren 1854–56 aus freiwilligen Beiträgen erbaute Kapelle zu Maria Hilf.

Das Pfarrhaus wurde im Jahre 1756 angekauft und ist ebenfalls von der Kirchenpflege zu unterhalten.

Im Jahre 1860 wurde das jetzige Schulhaus erbaut, es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des an der Schule angestellten Lehrers; das frühere Schulhaus dient seitdem als Rathhaus. Außerdem besitzt die Gemeinde ein Armenhaus und zwei Waschhäuser.

Die Ortsstraßen sind chaussirt und gut gehalten. Die Eisenbahn, sowie die Staatsstraße von Spaichingen nach Tuttlingen, geht durch den Ort. Über den Faulenbach ist eine steinerne, von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke angelegt, außerdem bestehen einige hölzerne Stege.

Der Ort ist hinreichend mit gutem Trinkwasser versehen; es bestehen 4 laufende (der Gemeinde gehörige) Brunnen, die sämtlich aus einer Quelle gespeist werden, daneben bestehen 4 Ziehbrunnen im Privatbesitz. Auch die Markung ist quellenreich und wird vom Faulenbach durchflossen.

Die fleißigen, sparsamen, körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 6 über 80 Jahre zählen, finden ihr Auskommen im Feldbau, Viehzucht und nebenher betriebenen Gewerben; ihre Vermögensverhältnisse sind befriedigend; der Vermöglichste besitzt 30 Morgen, worunter 2 Morgen Wald, der Mittelmann 15 Morgen Feld, die ärmere Klasse 1/2 Morgen Feld; hiesigen Bürgern gehörige Güterstücke liegen ziemlich viel auf angrenzenden Markungen, so 1/4 der Wiesen. Gegenwärtig bedarf blos eine Person der Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Unter den Handwerkern sind Maurer, Zimmerleute und Schuhmacher am stärksten vertreten, letztere arbeiten besonders viel nach außen. Zwei Mühlen, mit je 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, sowie eine mit einer Hanfreibe verbunden, eine Bierbrauerei mit Schildwirthschaft und 4 Kramläden sind vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0491.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)