Seite:Oberamt Ehingen 190.png

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die hier zwischen schroffen Felsen durchgeht, und steigt an der steilen Felsenwand in einer engen Kluft hinauf. Auf der Höhe über gewaltigen Felsen steht eine schöne Kirche zum h. Georg und neben ihr liegen die malerischen Ruinen des Schlosses Rechtenstein, das, nachdem es die Schicksale vieler Jahrhunderte überstanden hatte, erst im J. 1817 abgebrochen wurde. In dem Felsen unter den Ruinen befindet sich eine merkwürdige, gegen das Thal hinabziehende Höhle. S. 20. Bey dem Dorfe führt eine schöne Brücke auf das rechte Ufer der Donau. Die Donau treibt eine Mahl- und eine Ölmühle. Mit der Kirche ist eine Meßstiftung (Schloßpfründe) verbunden, welche seit 1817 kraft einer Übereinkunft von dem Caplan von Ober-Marchthal versehen wird, an den der Gr. Reuttner dafür jährlich 104 fl. bezahlt. Sie wurde 1446 von Wolf v. Stein gestiftet.

Rechtenstein ist der Stammsitz der von Stein, einer der ältesten Familien, deren Ursprung sich in entfernten Zeiten verliert, und deren Besitzungen sich im Laufe der Zeit über Ober- und Nieder-Schwaben verbreiteten. Sie schrieben sich von dem Felsen, worauf die Burg stand, „von dem Stein,“ und als sie später in verschiedene Linien sich theilten – Reichenstein, Klingenstein, Hohenstein, Hertentenstein etc., nahm die Stammlinie den Namen „Stein zum Rechtenstein“ an. Als der Mannsstamm dieser Linie i. J. 1743 mit dem Malteser Ritter Heinrich Ferdinand auf dem Schlosse zu R. ausstarb, entstand über seine Erbschaft ein Streit, welcher durch ein Reichskammergerichts-Urtheil 1788 dahin entschieden wurde, daß die Gräfinn Maria Anna v. Fugger-Kirchheim, geb. v. Stein, 1/4 des Gesamtguts R. erhielt, das Übrige aber in 6 Theile getheilt wurde, so daß die v. Eyb, v. Tänzel, v. Freyberg-Öpfingen und v. Rehling jeder 1 Theil, v. Freyberg-Hürbel aber 2 Theile erhielten. Joh. Anton v. Freyberg-Hürbel löste aber i. J. 1791 auch die übrigen 4 Theile ein, so daß die v. Freyberg-Hürbelsche Familie im Besitze von 3/4 des Ritterguts war, bis sie dasselbe i. J. 1816 an den Gr. Cäsar


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_190.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)