Seite:Oberamt Laupheim 037.jpg

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allgemeiner Körperschwäche und Kränklichkeit Untüchtigen, indem der Bezirk unter 1.000 Pflichtigen 94 zählte (das Maximum Ulm mit 157, das Minimum Saulgau mit 26).

Die Nahrung besteht hauptsächlich in Mehlspeisen und ziemlich viel Fleisch; von Gemüsen, welche man nicht liebt, werden viel Kraut, Salat, etwas Bohnen und Rüben verspeist; Bier (weißes und braunes) und Branntwein sind die allgemeinsten Getränke.

Bei der hochebenen und allen Winden gleichmäßig ausgesetzten Lage des größten Theils des Oberamts-Bezirks und bei den meist sehr günstigen häuslichen und wohnlichen Verhältnissen seiner Bewohner, sowie bei der — im Allgemeinen sehr kräftigen und ausdauernden Körperbeschaffenheit der letzteren, sind die Gesundheits-Verhältnisse des Bezirks als sehr günstig zu bezeichnen. Es gehören deßhalb auch Epidemien zu den seltenen Erscheinungen im ganzen Bezirk. Die jährliche Sterblichkeit dürfte zu den mittleren des Landes gehören und Leute von 70 bis 90 Jahren sind keine Seltenheiten.

Im Allgemeinen sind in dem auf der Hochebene gelegenen Theil des Bezirks katarrhalische, rheumatische und rothlaufartige Krankheits-Erscheinungen die vorherrschenden; die Kinderwelt ist häufig den Entzündungen der Athmungsorgane unterworfen, unter welchen der Croup (Luftröhre-Entzündung) nicht die geringste Rolle spielt. In den Iller-Orten kommen gastrische und gastrisch-nervöse Fieber häufiger vor, als in den höher gelegenen Orten des Bezirks. In den Orten, welche den Moorgründen nahe liegen, erscheinen häufig Wechselfieber.

Als endemische Krankheiten treten Magenleiden in allen Abstufungen auf, und zwar von dem einfachen Sodbrennen bis zu den stärksten Magendegenerationen (Magenkrebs, Magenschluß), und fordern als solche manches Opfer. Zur Entstehung dieser Leiden dürfte der reichliche Genuß von sauern, blähenden Speisen und namentlich der beinahe tägliche Genuß von Mehlspeisen, welche stets in noch sehr heißem Zustande und in reichlicher Menge von dem Landvolk gewöhnlich aus der Kochpfanne verspeist werden, anzuerkennen sein. Aus demselben Grunde kommen Leberleiden auch häufig vor. Lungenzehrungen sind keine seltene Leiden, dagegen gehören Scropheln und Kropf zu den Seltenheiten.

Die moralischen Eigenschaften der Einwohner anlangend, so ist Sinn für Religion, Gutmüthigkeit, Fleiß im Allgemeinen vorherrschend. Die Wohlhabenderen fühlen sich als solche und sind nicht selten genußliebend, dabei aber mildthätig gegen Nothleidende;

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 037. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_037.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)