Seite:Oberamt Laupheim 151.jpg

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Dellmensingen.
Gemeinde III. Kl. mit 890 Einw., worunter 16 evangelische. – Kathol. Pfarrei. – Die evang. Einw. sind nach Ober-Holzheim eingepfarrt.

An der Einmündung der Schmiehe in die Roth liegt in einer reizenden, weitgedehnten Ebene, in der die Flüßchen Roth und Westernach vielfältig gekrümmt der nur 1/2 Stunde entfernten Donau zufließen, der ansehnliche Ort, mit seinen meist stattlichen, Wohlhabenheit verrathenden Gebäuden. Ein Theil des Dorfs hat in den Thalebenen der Roth und der Schmiehe — der größere Theil aber an dem leichten Abhange gegen dieselben eine sehr freundliche Lage, die eine weite Aussicht in das Donauthal und an die Alp (Hochsträß), wie in die Thäler der Roth und der Westernach gestattet.

Das Klima ist mild; obgleich die in neuerer Zeit zu Stande gebrachte Entwässerung und Kultivirung der Donauriedebene die feuchte Ausdünstung und kalten Nebel sehr verminderte, so hat die Luft wegen der nahen Donau und mehrerer in sie einmündenden Gewässer doch zuweilen noch ziemlich viel Feuchtigkeit, welche auf den Gesundheitszustand der Einwohner nachtheilig einwirkt und nicht selten das kalte Fieber hervorruft. Von Hagelschlag wurde die Markung früher öfters heimgesucht.

Im nördlichen Theile des Dorfs steht innerhalb des ummauerten Begräbnißplatzes die ansehnliche Pfarrkirche zum heil. Cosmas und Damian, welche Freiherr von Werdenstein im Jahr 1711/12 als Großzehentherr im Rococcostyl in Form eines Kreuzes massiv erbauen ließ; der Chor schließt mit einem Halbrund. An der Westseite steht der von der früheren Kirche noch übrig gebliebene, monströse Thurm, der nur mit seinem Zeltdach über den First der Kirche emporragt. In seinen unteren Theilen viereckig, geht er gegen oben in ein achteckiges Glockenhaus mit einem Rundbogenfries an dem Dachgesimse über; in demselben hängen drei Glocken, von denen die größte 1582, die mittlere 1510 und die kleinste 1811 gegossen wurde. Das sehr geräumige und freundliche Innere der Kirche ist im Rococcogeschmack ausgestattet und wurde in neuerer Zeit weiß getüncht, während die Verzierungen an Kirche, Altären und Kanzeln, wie die Kapitäle der jonischen Halbsäulen eine reiche Vergoldung erhielten, was zur Schönheit der Kirche Vieles beiträgt. Die Decke des Langhauses und des Chors enthalten ziemlich gut ausgeführte Fresken, die sich sämmtlich auf die Legende des heil. Cosmas und des heil. Damian beziehen. Das Mittelbild des Hauptaltars

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)