Seite:Oberamt Laupheim 170.jpg

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Für die Volksschule, welche auch die schulpflichtigen Filialisten besuchen, ist ein Schulmeister angestellt, der in dem 1780 erbauten Schulhause seine Wohnung hat. Die Gemeinderathssitzungen werden in dem Gasthause abgehalten.

Die Einwohner haben bei der Abgelegenheit des Orts ihre einfachen Sitten noch mehr bewahrt, als andere, an frequenten Straßen gelegene Orte; mit großem Fleiße treiben sie hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht, mehrere finden durch Holzmachen in den benachbarten Waldungen Verdienst, und weibliche Personen beschäftigen sich mit Flachsspinnen und Stricken. Ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen, und der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt nur 37 Morgen Felder.

In Folge der nahe gelegenen, großen Waldungen, wie der ziemlich erhöhten Lage, ist das Klima rauh, naßkalt und die Luft häufig nebelig, daher Lungenkrankheiten, Wechsel- und Nervenfieber nicht zu den Seltenheiten gehören. Hagelschlag kommt selten vor und die Ernte tritt Ende Juli oder Anfangs August ein.

Der Boden ist im Allgemeinen mittelfruchtbar, lettig, die Feuchtigkeit nicht durchlassend, daher er in nassen Jahrgängen nur geringen Ertrag liefert.

Der Gemeindebezirk wird an der westlichen Seite von dem Weihung-Thale – an der östlichen von dem Iller-Thale berührt und überdieß von dem Dorndorfer-Thälchen durchzogen, so daß derselbe, mit Ausnahme der Illerthalebene, ziemlich uneben sich herausstellt.

Im Dreifeldersystem werden von den gewöhnlichen Getreidearten vorzugsweise Dinkel und Hafer gebaut; in der zur Hälfte augeblümten Brache zieht man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Flachs, Kohlraben etc. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 5 – 6 Scheffel Dinkel, 4 – 5 Scheffel Hafer, 3 – 4 Scheffel Gerste und ebenso viel Roggen angegeben; die Preise eines Morgens bewegen sich von 100 – 200 fl. Der Verkauf an Getreide nach Ulm und Dietenheim ist nicht unbeträchtlich.

Auf der Markung sind viele, durchgängig zweimähdige Wiesen, deren durchschnittlicher Ertrag zu 25 Centner Heu und 12 Centner Öhmd pr. Morgen angegeben wird. Die höchsten Preise eines Morgens betragen 400 fl., die mittleren 300 fl. und die geringsten 200 fl.

Die Obstzucht, der schädliche Nebel und Frühlingsfröste entgegenwirken, ist unbedeutend.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, dagegen verpachtet die Gemeinde die Brach- und Stoppelweide an einen Schäfer und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)