Seite:Oberamt Ravensburg 154.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auch um so mehr bei seinem Hause blieb, da er der Erbe der Welfen in ihren oberschwäbischen Stamm-Besitzungen war. Nach der Behauptung des Klosters waren aber die Hohenstaufen nicht so fast als die Erben der Welfen, sondern vielmehr als deutsche Kaiser Schirmvögte des Klosters, als welches dem Reiche unmittelbar unterworfen sey.[1] Im Übrigen hatte das Kloster, wie dieß häufig der Fall war, für einzelne, besonders entferntere Besitzungen auch besondere Schirmvögte bestellt, so z. B. die Truchsessen von Waldburg, derer s. g. Vogteigüter daher rührten.

In Beziehung auf das deutsche Reich hatte Weingarten auf dem Reichstage Sitz und Stimme auf der schwäbischen Prälaten-Bank, und beim schwäb. Kreistage zwischen Salem und Ochsenhausen.

Gelehrte, die einen Namen sich erworben haben, besaß das Kloster wenige; unter diesen sind vornehmlich zu bemerken: Gerhard Heß, geb. zu Oberstetten bei Ochsenhausen, Prior des Klosters und von 1785 an Statthalter in Blumeneck. Er gab die Monumenta hist. Guelphor. und einen Prodromus cum Hist. Abbatum in 2 Quartbänden heraus. Georg Bucelin, geb. 1599, von 1616 bis 1645 Conventual in Weingarten; gest. 1681, als Prior in Waldkirchen. Er hat nicht weniger als 53 meist historische Werke geschrieben, wovon aber nur der kleinste Theil gedruckt worden. Sein Hauptwerk ist: Germania topochrono-stemmatopographica sacra et profana. Vol. VI. Aug. Vind. 1655-78.

Der anonyme Verfasser des Chronicon Weingart., einer der schätzbarsten Handschriften, soll Werner, der eilfte Abt von Weingarten, gewesen seyn, dessen hist. Werke drei Folio-Bände ausmachen. Ungeachtet die Bibliothek und mit derselben eine Sammlung zahlreicher Handschriften zweimal

  1. Daß sie es wirklich nur als Kaiser waren, beweisen die oben angeführten Urkunden. Noch in einem Briefe v. J. 1418 erklärte K. Sigismund, daß der König allein des Klosters Advocat sey. Indeß hatte Östreich, nachdem es in den Besitz der Landvogtei gekommen war, auch die Schirmsgerechtigkeit über das Kloster an sich zu bringen gewußt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)