Seite:Oberamt Ravensburg 248.jpg

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Waldburg ist das Stammgut des fürstlich Waldburgischen Hauses. Über dem Ort auf der Spitze eines der steilen Hügel, dergleichen es mehrere umher hat, erhebt sich in gewaltigen Massen die alte ehrwürdige Burg Waldburg, der Stammsitz des Waldburgischen Hauses, berühmt insbesondere auch durch die herrliche Aussicht, die man von derselben hat. Der Hügel ist bewaldet und in neuern Zeiten mit schönen Anlagen versehen worden; er ist an sich nicht sonderlich hoch, aber sein Fuß steht schon auf einer der höchsten Flächen von Ober-Schwaben und darum ragt auch die Burg weit hin aus den düstern Tannenwäldern hervor, von denen sie umgeben ist. Die Burg ist noch in baulichem, wenn auch nicht wohnlichem Stande erhalten. In dem alten Rittersaale hängen verschiedene alte Gemälde, wovon eines die Hinrichtung Conradins darstellt, deren trauriger Zeuge ein Waldburg war. Die andern sind Bildnisse Waldburgischer Ahnen und in neuester Zeit, durch geschmackvolle Anordnungen des jetzigen Fürsten, mit alterthümlichen Geräthschaften, das ritterliche Leben und Wesen des Mittelalters veranschaulichend, sinnvoll verbunden. Auch befindet sich in der Burg, 4 Treppen hoch, eine wohleingerichtete Kapelle, die oben erwähnte Walpurgis-Kapelle. Auf dem Dache der Burg ist eine Zinne zur Aussicht angebracht. Diese Aussicht gehört zu den weitesten, schönsten und erhabensten, die man finden kann. Sie ist zwar in der nächsten Umgebung ernst und düster, und in dem weitern Kreise gegen Norden, gegen die schwäbische Alp hin, welche man noch sieht, einförmig, wird aber desto lebendiger, desto großartiger und erhebender auf der südlichen Seite, wo man den glänzenden Spiegel des Bodensees und die ewig beschneiten Kolossen der Alpenländer bis in das Berner Oberland vor sich hat. Die Höhe von Waldburg beträgt am Fuße des Hügels im Dorfe bei dem Wirthshaus 2232, auf der Spitze des Hügels, am Fuße der Burg 2400, und auf der Zinne 2484 P. F.

Die Zeit der Erbauung der Burg ist unbekannt. An einer ihrer Mauern findet sich ein Stein mit der Jahrzahl 1468 ; aber wie viele Stürme mögen über die Burg ergangen

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)