Seite:Oberamt Reutlingen 107.jpg

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Ohne diesen Nebenerwerb könnte der Ort auch bey seiner Bevölkerung nicht bestehen. Durch den oben schon S. 64 gerühmten edlen Eifer des jetzigen Pfarrers Hoffmann und Schultheissen Brucklacher hat sich der Ort, dessen Wohlstand sehr im Zerfall war, neuerlich wieder sehr gehoben, und die Gemeindekasse ist bereits wieder so gut bestellt, daß sie nicht nur die oben genannte Brücke bauen, sondern kürzlich auch noch ein Capital zum Theil zur Verbesserung des Schulfonds anlegen konnte. Die Allmanden sind unter die Bürger großentheils vertheilt, und jeder Bürger genießt ungefähr 5/4 Morgen gegen einen kleinen Zins. Das ausgezeichnete in der Kleidung der Weibsleute ist oben schon berührt worden.

Der Ort Betzingen war vormals in verschiedenen Händen. Im Jahr 1258 schenkt Heinricus Vinco de Clotzberg (Schloßberg) und sein Sohn Wernherr den Klosterfrauen zu Pfullingen seine Besitzungen zu Betzingen mit allen Rechten und Freyheiten, und eine Archival-Urkunde vom Jahr 1495 enthält eine Verwilligung Kaiser Maximilians, daß Betzingen mit Recht und Gerechtigkeit Reutlingen gehörig seyn solle, nachdem ein gewisser Caspar von Megkau, dem der Kaiser vorher den Ort als ein Erblehen verliehen hatte, aus Verdruß über die Unbotmäßigkeit der Betzinger dem Besitz wieder entsagt hatte.

Das Patronat der Kirche gehörte schon in frühern Zeiten Würtemberg, an welches es wahrscheinlich von Königsbronn gekommen ist. Würtemberg ernannte und Reutlingen bestätigte den Pfarrer, und die Königsbronner Pflege, welche hier den großen Zehenten bezog, besoldete ihn.

Unter den Merkwürdigkeiten des Orts gehört auch, daß hier ein Asylstein in dem Pfarrhofe stand, der noch vorhanden ist. Über die Entdeckung einer römischen Straße s. S. 7.


3. Wannweil,

ein evangelisches Pfarrdorf mit 492 Einwohnern in einem engen Thale, an der Echaz, ½ Stunde unterhalb Betzingen und 1 Stunde nordwestl. von Reutlingen; Revier Einsiedel, Forstamt

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_107.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)