Seite:Oberamt Reutlingen 146.jpg

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den höchsten Hochebenen der Alp; unter den einzelnen Bergen zeichnen sich gegen Abend Riedern und der Ruchberg, gegen Mitternacht der Bohlberg, und nahe am Ort, gegen Mittag der Lenglochberg aus. Die vortrefflichste Aussicht eröffnet sich auf der fortlaufenden Höhe des Bohlbergs am Abhange gegen Öschingen, „auf der hintern Wiese,“ wo man Tübingen und seine Umgegend, Herrenberg und den Schwarzwald und das Unterland bis Heilbronn übersieht. Auf dem äußersten nordwestlichen Rücken von Riedern bemerkt man noch die Ruinen einer Burg, welche die Heidenburg genannt wird, eine Benennung, die auf Römischen Ursprung schließen läßt, da fast Alles, was von den Römern herrührte, mit dem Beysatz Heide beehrt wurde. Nördlich von Riedern an und auf dem Bohlberg liegen die alten, oben S. 8 bemerkten Schanzen, wovon die eine von dem Öschinger Wege durchschnitten wird.

Auch Willmandingen hat ein sehr hohes Alter für sich; wir finden es schon mit Genkingen in der Urkunde vom Jahr 772; wie jenes wird es zum Burichinggau gezählt. In einer Urkunde vom 1. August 773 schenkt ein gewisser Rodtaus seine Güter und Leibeigenen der Kirche, welche „in pago, qui dicitur Turichingas (Burichingas)“ erbaut worden, und die Urkunde ist ausgestellt „in villa publici, qui dicitur Willimundingas.“[1] Daß die genannte Kirche in Willmandingen selbst erbaut worden sey, beweist eine weitere Urkunde vom 10. Juli 775, worin ebenderselbe Rodtaus, oder, wie sein Name jetzt geschrieben ist, Ruothaus basilicam a se aedificatam in pago Burichincas, in villa Willimundincas unacum dote den Mönchen zu St. Gallen schenkt.[2]

Von den fernern Schicksalen des Orts erfährt man wenig; im Jahr 1310 stiftete Adelheid, Herzog Conrads zu Teck ehliche Wirthin, einen Jahrstag für sich und ihren Vater, den Markgrafen Heinrich von Burgau und für ihre Mutter Agnes gen Stetten unter Zollern in das Kloster


  1. Neugart Cod. Diplom. I. p. 51.
  2. I. c. p. 60. Nr. LXIII.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_146.jpg&oldid=- (Version vom 3.1.2020)