Seite:Oberamt Riedlingen 141.jpg

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Von Anbeginn an wurde das Stift mit mancherley Privilegien und Freyheiten bedacht. Schon K. Ludwig der Fr. nimmt dasselbe 819 in besondern Kais. Schutz und ertheilt der Äbtissinn die Freyheit eines eigenen Pfalzgerichts für ihre eigenen Leute. K. Otto III. sorgt durch die oben angeführte Urkunde v. 999 für das Stift. K. Karl IV. befreyt es 1376 von aller landvogteylichen Gewalt. Obgleich aber unter unmittelbarem Kais. Schutz und Schirm stehend, fand sich doch die Äbtissin Clara von Montfort bewogen, 1488 Äbtissin und Stift in das Bürgerrecht und eben damit in den Schutz und Schirm der Stadt Ulm aufnehmen zu lassen, und 1495 wurden dem Stifte von dem Kaiser noch zu besondern Schutzherrn und Erhaltern der Bischof von Constanz, der älteste Graf von Fürstenberg und der Abt von Kempten gegeben. Wesentliche Verdienste hat sich das Stift, seine lezte Periode etwa ausgenommen, weder als Anstalt noch als Staat erworben, und man kann deßwegen auch seine Auflösung weit weniger bedauern, als die mancher Klöster.

Das Stift hatte mehrmals durch Brand und feindliche Verheerung gelitten, besonders wurde es auch in dem Bauernkriege und noch mehr in dem dreyßigjährigen Kriege hart mitgenommen. Aber immer erholte es sich wieder, bis endlich das Jahr 1803 seine gänzliche Auflösung herbey führte und durch den Reichsdeputationsschluß Stift und Reichsstadt Buchau dem Fürstlichen Hause Thurn und Taxis, verbunden mit einer Virilstimme in dem Reichsfürstenrathe, zugetheilt wurde. Die lezte Fürstin und Äbtissin war Maximiliana, geb. Gräfin von Stadion-Warthausen. Im J. 1804 wurde die neue Fürstl. Regierung dort eingesezt. Aber schon i. J. 1806 verlor die Besitzung ihre Reichsunmittelbarkeit durch die Rheinische Bundesacte und fiel unter Würt. Landeshoheit.

b. Henauhof, ein Fürstl. Taxisscher, vormals Stift Buchauischer, Lehenhof; 1/2 St. von Buchau, wovon er Filial ist, mit 3 kath. Einw.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)