Seite:Oberamt Tettnang 055.jpg

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und andern Culturen verwendet, die schlechtern Traubensorten mit bessern – Ruhländern und Traminern, die von der Weinverbesserungs-Gesellschaft bezogen werden, vertauscht, und es wird auch auf eine bessere Bereitung des Weins Bedacht genommen. Eine Art von Musterweinberg hat neuerlich der Schultheiß Braun zu Retterschen angelegt, den er mit Rheinthalern, einer Art rothen Silvaner, bestockte. – Der Weinbau in der Gegend ist sehr alt, zu Ailingen kommen schon in einer Urkunde vom Jahre 875 Weinberge vor. Im Übrigen vergleiche die interessante Schrift: der Weinbau am Bodensee etc. von Hofdomänenrath von Gock, Stuttgart 1834. In dem provisorischen Cataster ist der Ertrag der Weinberge des Oberamtsbezirkes zu 7231 fl. 13 kr. eingeschätzt.

c. Obstzucht. Die Obstzucht wird im Oberamt Tettnang seit langer Seit gepflegt, und in großer Ausdehnung betrieben, 32476/8 Morgen sind mit Obstbäumen bepflanzt. Die Zucht fand schon in den Grafen von Montfort große Beförderer; sie pflanzten die feineren Obstsorten des südlichen Tyrols auf ihren Gütern an, die sie von da aus weiter verbreiteten. Die Landleute haben meist eigene Baumschulen, worin sie ihren Bedarf nachziehen. Besonders häufig werden Kirschbäume gepflanzt; es gibt Landleute, welche in guten Jahren 500–400 fl. aus Kirschen allein erlösen. Die größten Kirschbaumpflanzungen trifft man in den Schultheißereien Hemigkofen, Nonnenbach, Oberdorf und Tannau an. Ein großer Theil der Kirschen, besonders die veredelten Sorten, wird ins Bayerische, Östreichische und in die Gegenden der Oberämter Wangen und Leutkirch verkauft, die geringen unveredelten Sorten werden zu Kirschwasser gebrannt. Beinahe in jedem Hause dieser Gemeinden ist ein Brennofen. Von Kernobst werden die später blühenden Sorten vorgezogen, weil sie weniger von Frost und dem Föhnwind leiden. Die rauhern Sorten werden zur Mostbereitung gebraucht, die feinern zum Theil auch in die benachbarten Oberämter und


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 055. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)