Seite:Oberamt Tettnang 173.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

an Werth wieder bedeutend gewonnen, und statt daß der Hauseigenthümer sonst froh war, nur einen Miethsmann zu finden, hält es jetzt schwer, eine Miethswohnung zu erhalten.

Die kirchlichen Verhältnisse betreffend, so gründeten sich dieselben auf den Zustand in der Zeit, da Buchhorn noch nicht Stadt war. Die Pfarrkirche stand bei dem Kloster Hofen. Sie war dem h. Andreas geweiht, kommt schon 916 vor und gehörte zu dem Frauenkloster Hofen. Mit dem Kloster erhielt Weingarten 1090 auch die Andreas-Kirche mit dem Patronatrecht darüber; ein Conventual von Weingarten war Pfarrer der Kirche, und unter dem Titel eines Propsts zugleich Vorgesetzter des Klosters, s. o. Die Kirche muß mit dem Kloster und der Klosterkirche zu Anfang des 13. Jahrhunderts neu gebaut worden seyn; denn im Jahr 1215 weihte der Bischof die Pfarrkirche und am folgenden Tage die Klosterkirche und das Kloster zu Ehren ihrer alten Schutzheiligen ein. Das Städtchen Buchhorn hatte indeß schon frühzeitig außer andern Kapellen eine Filialkirche, die St. Nikolaus-Kapelle genannt, aus der allmählig eine Pfarrkirche wurde. Im Jahr 1360 wurde zuerst eine Frühmeß in dieselbe gestiftet; ihr folgten später andere Pfründstiftungen. Immer aber blieb die Kirche Filialkirche von Hofen. Die Stadt ließ sich zwar sehr angelegen seyn, sie zur Pfarrkirche zu machen, und es schien ihr dieß auch eine Zeit lang gelungen zu seyn,[1] aber noch in Documenten von 1603


  1. Es war dieß in der Zeit von 1430 bis 1434, da das Frauenkloster zu Hofen aufgehoben und der Propst gestorben war und erst 1434 wieder ein Propst aufgestellt wurde. In dieser Zeit hatte Buchhorn zwei Pfarrer, welche in der Stadt wohnten, einen Namens Hörnler und einen Namens Reate. Von dem erstern kaufte Weingarten 1431 sein Haus am untern Thor gegen Hofen und übertrug ihm in dem Kaufbrief „die Propstei“ und die Pfarrkirche zu Buchhorn mit dem lebenslänglichen Sitz in dem verkauften Hause. Nach seinem Tode drang sich der Dominikaner Reate, mit bischöflicher Begünstigung und mit Unterstützung der Buchhorner, als Pfarrer in die Kirche zu Hofen ein, obgleich Weingarten wieder einen Propst zu Hofen ernannt hatte. Es entstand darüber ein langer Streit, der endlich 1440 durch einen Vergleich beigelegt wurde, wonach dem Reate die Fortsetzung pfarrlicher Verrichtungen in der Kirche zu Buchhorn, jedoch mit Unterordnung unter die Mutterkirche, gestattet, nach seinem Tode aber Alles wieder in den alten Stand zurückgesetzt wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)